Spielzeug aus dem Internet: Sicherheit und Siegel für Nachhaltigkeit

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Von der No-Name-Plastikfigur bis hin zur fairen Holzeisenbahn: Spielzeug wird immer häufiger online bestellt. Doch der Onlinekauf hat Tücken.
Teddybär in einem Karton

Das Wichtigste in Kürze:

  • Kaufen Sie Spielzeug nur bei seriösen Händlern mit Sitz in der EU.
  • Auf Online-Plattformen wird häufig Spielzeug verkauft, das nicht den europäischen Sicherheitsstandards entspricht.
  • Wer bei Amazon oder Ebay bestellt, erwartet – anders als bei Temu, Shein, Wish, AliExpress oder Alibaba – nicht unbedingt, direkt vom Händler aus Fernost zu kaufen. Doch auch dort kann genau das passieren.
  • Bei Händlern mit Sitz außerhalb der EU können Sie Ihre Rechtsansprüche kaum geltend machen, wenn es Probleme mit dem Spielzeug gibt.
  • Produktinformationen sind im Internet oft nur schwer zu finden und die Qualität des Spielzeugs lässt sich auf Bildern nur schlecht einschätzen.
  • Wenn Sie Wert auf Fair Trade legen, sollten Sie auf den Standort der Produktionsstätte und entsprechende Siegel achten.
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Die Adresse des Händlers finden

Wer bei Amazon oder Ebay bestellt, erwartet nicht unbedingt, bei Händlern mit Sitz in China zu kaufen. Doch auch Firmen außerhalb der EU – sogenannte Drittanbieter – verkaufen dort ihre Waren. Vergewissern Sie sich immer, durch wen der Verkauf erfolgt. Dazu müssen Sie auf der Produktseite nach "Verkauf durch" oder "Angaben zum Verkäufer" suchen und den dort verlinkten Namen anklicken. Dann wird Ihnen die Anschrift des Händlers angezeigt. Wenn es sich um eine Adresse aus China oder einem anderen Land außerhalb der EU handelt, ist Vorsicht geboten. Sprachlich fehlerhafte Produktbeschreibungen sind oft erste Hinweise für Spielzeugimporte von weither.

Bei Internethändlern mit Sitz außerhalb der EU ist es kaum möglich, rechtliche Ansprüche geltend zu machen – etwa wenn Sie beim Auspacken merken, dass es sich bei dem Spielzeug um eine Produktfälschung handelt, falls es stinkt oder scharfe Kanten hat oder wenn Auto, Puppe oder Bausatz defekt geliefert wurden. Spielzeug ohne CE-Zeichen darf in der EU nicht auf den Markt gebracht werden.

No-Name-Spielzeug von Händlern aus Fernost

Übrigens: Spielzeug ohne CE-Zeichen (Communauté Européenne) darf in der EU nicht auf den Markt gebracht werden. Weil es kein Prüfzeichen ist, garantiert das CE-Zeichen aber nicht, dass das Spielzeug wirklich sicher ist.

Der Verband der europäischen Spielzeugindustrie (TIE) gab Ende 2023 eine Untersuchung bei einem unabhängigen, akkreditierten Labor in Auftrag. Diesmal wurden 19 Spielzeuge, die auf dem Online-Marktplatz TEMU eingekauft wurden, auf Kennzeichnungs- und Sicherheitsmängel geprüft. Laut TIE entspricht keines der 19 geprüften Produkte den geltenden EU-Vorschriften für Spielzeug und 18 der auf TEMU gekauften Spielzeuge stellen ein Sicherheitsrisiko für Kinder dar. Zu den Gefahren gehören laut Testergebnis beispielsweise Schnittwunden, Ersticken, Strangulieren, Stichwunden und chemische Risiken.

In 9 von 29 Plastikspielzeugen aus Fernost, die über Amazon, eBay und Wish bestellt wurden, wies ein dänisches Labor Weichmacher in Mengen nach, die in der EU verboten sind. Diese Weichmacher können das Hormonsystem stören und unfruchtbar machen.

Auch 2024 kaufte der europäische Spielzeugverband Toy Industries of Europe (TIE) Spielzeug ohne Marken oder mit unbekannten Marken, das von Drittanbietern über die Online-Marktplätze Allegro, AliExpress, Amazon Marketplace, Bol, Cdiscount, Fruugo, Light In The Box, Shein, Temu und Wish angeboten wird. Diese Spielzeuge wiesen zum Teil gefährliche Mängel auf, z.B. verschluckbare Teile durch zerbröselndes Beißspielzeug oder leicht zugängliche, verschluckbare Knopfzellen. Insgesamt hielten von den über 100 gekauften Spielzeugen mehr als 80 Prozent die gesetzlichen Sicherheitsanforderungen in Europa nicht ein. Dabei haben sechs dieser Unternehmen eine freiwillige Verpflichtung unterzeichnet, den Verkauf unsicherer Produkte auf ihren Plattformen zu unterbinden (EU Product Safety Pledge).

Luftballons im stationären Handel kaufen

Prüfungen von Luftballons durch das chemische Untersuchungsamt Münster Emscher Lippe zeigten, dass 15 (68 Prozent) von 22 im Internet gekauften Luftballons die Grenzwerte für krebserzeugende und erbgutschädigende Nitrosamine bzw. nitrosierbare Stoffe zum Teil erheblich überschritten. Von 38 Luftballons aus dem stationären Handel in NRW hielten deutlich weniger, nämlich 5 Proben (13 Prozent) die gesetzlichen Grenzwerte nicht ein.

Luftballons, die die Grenzwerte einhalten, erkennen Sie oft daran, dass auf der Verpackung nicht nur das CE-Zeichen zu sehen ist. Auch die Herstelleranschrift, eine Chargennummer und folgende vorgeschriebenen Warnhinweise sind aufgedruckt:

  • "Achtung. Kinder unter acht Jahren können an nicht aufgeblasenen oder geplatzten Ballons ersticken. Die Aufsicht durch Erwachsene ist erforderlich. Nicht aufgeblasene Ballons sind von Kindern fernzuhalten. Geplatzte Ballons sind unverzüglich zu entfernen."
  • "Zum Aufblasen eine Pumpe verwenden!"
  • Bei Luftballons, die aus Naturkautschuklatex hergestellt sind, finden Sie den Hinweis, dass dieser Stoff Allergien verursachen kann.

Öko-Spielzeug im Internet: Wo kann ich faires Spielzeug kaufen?

Es gibt außerdem ökologisch und fair orientierte Onlineshops, die z. B. nur Holzspielzeug aus nachhaltiger Waldwirtschaft und Stoffspielzeug mit Fasern aus biologischem Anbau anbieten. Einige stellen online auch detaillierte Informationen zur den verwendeten Farben und Lacken oder Stoffen und Füllungen zur Verfügung. Da die Begriffe "Öko" und "Bio" bei Spielzeug aber nicht geschützt sind, sollten Sie auch hier auf die verwendeten Materialien und besonders auf anerkannte Siegel achten.

Fair produziertes Spielzeug wird auch von zahlreichen Sozialwerkstätten vor Ort und online angeboten.

Viele europäische Hersteller haben in den letzten zwei Jahrzehnten aus Kostengründen ihre Produktion nach China verlegt. Die Beschäftigten in den chinesischen Spielzeugfabriken stehen daher unter großem Druck, denn Spielzeug ist Saisonware, die pünktlich geliefert werden muss. Arbeitnehmerrechte bleiben da oft auf der Strecke.

Um bessere Arbeitsbedingungen zu erreichen, wurde 2020 in Nürnberg von Mitgliedern der Spielwarenbranche und zivilgesellschaftlichen Organisationen gemeinsam die Fair Toys Organisation gegründet. Diese setzt sich für die Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten sowie die Verringerung der Umweltauswirkungen in der Spielzeugproduktion ein und möchte mehr Transparenz in die Lieferketten bringen. Die ersten beiden Unternehmen dürfen das Siegel auf ihren Produkten anbringen, weitere durchlaufen den "Fair Performance Check".

FTO-Siegel

Angaben zum Produktionsland des Spielzeugs können dabei helfen, fair produziertes Spielzeug auszuwählen. Diese Information stellen einige Online-Händler in der Produktbeschreibung freiwillig zur Verfügung. Fragen Sie im Zweifel den Kundenservice. Mit der Herkunftsinformation können Sie Spielzeug aus Ländern den Vorzug geben, in denen Arbeitnehmerrechte gesetzlich verankert sind und auch kontrolliert werden.

Wer sichergehen will, dass Spielsachen fair und ohne Kinderarbeit produziert wurden, kann online gezielt nach Fachgeschäften für fairen Handel suchen oder Shops bevorzugen, die das Herstellungsland angeben.

Weitere Siegel für sicheres bzw. nachhaltiges Spielzeug

Gute Online-Händler bieten hochwertiges Spielzeug und informieren über vorhandene Siegel:

GS-Zeichen

Produkte mit dem GS-Zeichen ("Geprüfte Sicherheit") sind von einer unabhängigen Prüfstelle auf ihre Sicherheit untersucht worden. Die Prüfstelle muss zusätzlich zum GS-Zeichen genannt werden.

VDE-Zeichen

Bei elektronischem Spielzeug ist eine unabhängige Prüfung am VDE-Zeichen (Verband der Elektrotechnik) erkennbar.

Prüfzeichen anerkannter Institute

Auch Prüfzeichen von Prüfinstituten wie TÜV oder DEKRA bieten Orientierung bei der Auswahl von sicherem Spielzeug. Wichtig ist hier der Zusatz "Sicherheit und Schadstoffe". In den Zertifikatsdatenbanken der Prüfinstitute können Sie online zudem nach geprüftem Spielzeug suchen und Prüfnummern kontrollieren.

spielgut

Der Verein "spielgut" zeichnet Spielzug mit hohem Spielwert aus, das einen Praxistest bestanden hat und schließt zudem problematische Materialien wie den Kunststoff "weiches PVC" von der Vergabe aus.

GOTS-Siegel

GOTS-Siegel

Das GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard) ist ein vertrauenswürdiges Textil-Siegel für schadstoffarmes Stoffspielzeug mit Fasern aus Bio-Anbau.

FSC-Siegel

FSC-Siegel

Bei Holzspielzeug mit dem FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) stammt das Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern.

WFTO-Siegel

WFTO-Siegel

Das WFTO-(World Fair Trade Organization-)Siegel hilft, fair produziertes Spielzeug zu erkennen. Werkstätten für Menschen mit Behinderung sind ebenfalls eine gute Möglichkeit, fair produziertes Spielzeug zu kaufen.

Andere relevante Siegel für Spielzeug finden Sie in unserem Artikel über Spielzeug ohne Schadstoffe.

Mängel nach Erhalt entdeckt? Widerrufsrecht nutzen!

Wer beim Onlinehändler bestellt, kann das Spielzeug erst nach Lieferung auf Mängel wie Geruch oder spitze Stellen prüfen. Aber auch ohne Angaben von Gründen können Kund:innen von ihrem 14-tägigen Widerrufsrecht Gebrauch machen. Diese Regel gilt allerdings nicht bei Maßanfertigungen oder bei Spielwaren mit persönlichem Namensaufdruck, der auf Wunsch angebracht wurde.

Kein Platz mehr im Kinderzimmer? Gemeinsame Erlebnisse schenken

Wer Kindern eine Freude machen möchte, muss nicht immer Spielzeug mitbringen. Verschenken Sie doch vielleicht ein "schönes Erlebnis": Viele Kinder freuen sich über Eintrittskarten für Kindertheater, Zoo, Eislaufbahn oder ein Fußballspiel. Oder wie wäre es mit einem Gutschein für gemeinsame Aktivitäten wie einen Bastelnachmittag, einige Stunden im Erlebnisbad oder Geocaching im Wald?

Video: Sicheres Spielzeug

Video laden: Erst wenn Sie auf "Inhalte anzeigen" klicken, wird eine Verbindung zu YouTube hergestellt und Daten werden dorthin übermittelt. Hier finden Sie dessen Hinweise zur Datenverarbeitung.

Eine Frau steht vor dem Supermarktregal, hält eine Verpackung in der Hand und schaut sie sich an.

Label, Siegel, Prüfzeichen

Es gibt sie in großer Zahl und in diversen Produktbereichen. Manche sind aussagekräftig, viele aber auch nicht. Wir erläutern die wichtigsten Beispiele.

Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.

Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

Der vzbv stellt fest: Banken tun nicht genug gegen Kontobetrug

Opfer von Kontobetrug bleiben in vielen Fällen auf dem Schaden sitzen, denn: Banken werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor. Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssten Banken jedoch mehr tun, um Verbraucher:innen zu schützen.

Ärger mit Strom-, Gas- und Fernwärmeverträgen

Viele Verbraucher:innen haben Preiserhöhungen für ihre Strom-, Gas- und Fernwärmeverträge oder die Kündigung erhalten. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und die Verbraucherzentralen klagen gegen mehrere Unternehmen wegen rechtswidrigen Verhaltens.