Frage
Mein Partner hat von seiner Zahnärztin eine lange Liste von Nahrungsergänzungsmitteln bekommen, die er anstelle seiner im Krankenhaus verordneten Medikamente (Blutverdünner und Diuretika) nehmen sollte. Darunter waren Produkte mit Zeolith, Acerola, Chlorella, Kurkuma und Schwarzkümmelöl, drei verschiedene Schwefel-Produkte (MSM, DMSO) und schwefelhaltige Aminosäuren, Vitamin B12, Folsäure, Eisen, mehrere Enzymprodukte, Magnesiumsole, Granatapfelkernöl, Natriumbicarbonat, zwei verschiedene Korallenpulver, drei Vitamin D-Produkte, 2x Vitamin K, zwei Produkte mit Omega-3-Fettsäuren, außerdem zwei Produkte gegen Fruktosemalabsorption und noch welche zur Reinigung der Leber (u.a. Mariendistel-Artischocken-Extrakt und Lemison), einige Produkte aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), dazu noch Proteinpulver-Shakes. Zu den Mengen sagte die Zahnärztin immer, je mehr desto besser.
Er wurde nach vier Monaten sehr schwer krank und verbringt seitdem einen großen Teil seiner Zeit im Krankenhaus. Es würde mich interessieren, ob und in welche Gefahr diese Nahrungsergänzungsmittel meinen Partner gebracht haben.
Antwort
Es ist uns unerklärlich, wie eine Zahnärztin dazu kommt, solche Empfehlungen zu geben. Wir würden Ihnen unbedingt empfehlen, deswegen Kontakt mit der in Ihrem Bundesland zuständigen Zahnärztekammer aufzunehmen. Es ist wohl davon auszugehen, dass die Zahnärztin vom Produktverkauf profitiert hat, zumal viele der von Ihnen genannten Produkte gar nicht im stationären Handel erhältlich sind.
Grundsätzlich ist es nicht Aufgabe von Nahrungsergänzungsmitteln, Krankheiten zu therapieren. Das ist Aufgabe von Arzneimitteln. Es ist davon auszugehen, dass das Hauptproblem für Ihren Partner im Absetzen der notwendigen Medikamente ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt bestanden hat. Darüber hinaus beeinflussen die vielen verschiedenen Nahrungsergänzungsmittel den Stoffwechsel. Eine umfängliche Sicherheitsbewertung der kombinierten Einnahme einer so großen Zahl an Produkten ist uns nicht möglich. Zu den genauen Wechselwirkungen müssten Sie sich Informationen in einer Apotheke Ihres Vertrauens suchen, wobei auch Pharmakolog:innen damit Schwierigkeiten haben dürften, da es zu so einem Potpourri von Nahrungsergänzungsmitteln gar keine Studien gibt.
Prinzipiell steigt das Risiko für "Probleme" in Form von Wechselwirkungen (z. B. auch mit Medikamenten) oder Unverträglichkeiten mit der Zahl der eingenommenen Produkte. Besonders Nahrungsergänzungsmittel mit Pflanzenstoffen/-extrakten, für die keine gesetzlichen Regelungen hinsichtlich ihrer Zusammensetzung vorliegen, bergen häufig Risiken. Weitere Infos finden Sie im Text Rein pflanzlich heißt nicht immer harmlos.
Durch das Überschreiten der Dosierangaben und gleichzeitiger Mehrfachnutzung von Nahrungsergänzungsmitteln dürfte es insbesondere bei Vitamin D zu einer Überschreitung der maximal akzeptablen Höchstmenge (100 µg/Tag) gekommen sein, zusätzlich dadurch begünstigt, dass es sich bei den Produkten um Tropfflaschen handelt. Hier wäre eine regelmäßige ärztliche Kontrolle der Calciumspiegel in Blut und Urin und eine Überwachung der Nierenfunktion wichtig gewesen.
Größere Mengen Omega-3-Fettsäuren und Vitamin K können Einfluss auf die Blutgerinnung nehmen, auch hier wäre eine Überwachung der Gerinnungsfaktoren nötig gewesen.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass das behandelnde ärztliche Personal genau weiß, welche Produkte Ihr Partner in welcher Häufigkeit und Dosierung genommen hat, um Rückschlüsse auf die aktuelle gesundheitliche Situation ziehen zu können.
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