„Verbraucher stärken im Quartier“: Nach sieben Jahren wurde Bilanz gezogen

Stand:
Hier finden Sie Informationen und Eindrücke der Abschlusstagung am 24. April 2024.
Das Podium auf der Fachtagung Quartiersprojekt 2024
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Seit 2017 erproben wir deutschlandweit den aufsuchenden Verbraucherschutz. Was aufsuchende Arbeit erreichen kann, welche Methoden sich eignen und worauf es bei erfolgreicher Quartiersarbeit ankommt – darüber sprachen wir am 24. April 2024 im FrizzForum in Berlin. Für alle, die nicht dabei sein konnten, fassen wir die wichtigsten Impressionen hier zusammen.

Der Moderator, Prof. Dr. Christian Thorun führte durch die Veranstaltung. Die Grußworte sprachen Ramona Pop, Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv), Dr. Jan-Niclas Gesenhues, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und Elisabeth Kaiser, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB).

Ramona Pop eröffnete die Veranstaltung und blickte auf sieben erfolgreiche Jahre zurück: „Verbraucher stärken im Quartier ist ein Erfolgsmodell. Wir erreichen und stärken mit der aufsuchenden Arbeitsweise diejenigen Verbraucherinnen und Verbraucher, die wir sonst nicht erreichen könnten und die aufgrund ihrer Lebenssituation und Lebensumstände einen besonderen Informations- und Beratungsbedarf haben. Wir unterstützen sie beim Zugang zu ihren Verbraucherrechten.“
 

Heike Klees, Ramona Popp und Manuel David stehen nebeneinander bei der Abschlussveranstaltung
v.l.n.r. Elisabeth Kaiser​, Ramona Pop, Jan-Niclas Gesenhues  


Im Anschluss berichteten die Projektleitungen Heike Klees, vzbv, und Manuel David, Verbraucherzentrale NRW, von den Erfahrungen und Learnings aus sieben Jahren aufsuchender Verbraucherarbeit.

Heike Klees: „Wir haben gelernt, dass Quartiersarbeit Zeit und Geduld braucht. Enorm wichtig ist der Vertrauensaufbau bei der Zielgruppe und den Netzwerkpartner:innen.“ Sie führte weiter aus: „Kein Quartier ist wie das andere: Was in einem Quartier gut funktioniert, kann in einem anderen Quartier scheitern. Daher: Ausprobieren lohnt sich!“

Auch gaben Heike Klees und Manuel David konkrete Einblicke in Materialien, mit denen die Quartiere gute Erfahrungen gemacht haben. So war die Förderung der Identifikation mit dem Quartier durch individuelle Materialien, die den Vor-Ort-Charakter stärken, ein Erfolg. Materialien in Einfacher Sprache und auch Übersetzungen wurden gut von der Zielgruppe angenommen.   
 

Publikum der Abschlusstagung
v.l.n.r. Manuel David, Heike Klees

 

 Eine Folie aus dem Vortrag betont die Identifikation mit dem Quartier


Dr. Otmar Lell, Projektmanager bei ConPolicy, Institut für Verbraucherpolitik, stellte im Anschluss die wichtigsten Ergebnisse der im Jahr 2023 durchgeführten Projektevaluation vor. „Wir wussten bereits, dass das Projekt, so wie es aufgestellt ist, funktioniert. In der Evaluation ging es nun um die Fragen, wie die Verbraucher:innen und die Netzwerkpartner:innen Methoden einschätzen und was aus dem Projekt für künftige Prozesse und Nachfolgeprojekte gelernt werden. Zum Beispiel, mit welchen Mitteln konnte die Zielgruppe der Quartiersbewohner:innen gut erreicht werden und mit welchen Mitteln eher weniger?“  Trotz aller digitalen Errungenschaften war der persönlich Kontakt ein ganz wichtiger Baustein für den Erfolg des Projekts. Über 90% der befragten Netzwerkpartner:innen gaben an, dass eine persönliche Sprechstunde ein sehr gut funktionierendes Element sei.

Eine Folie aus dem Vortrag betont die Notwendigkeit der persönlichen Sprechstunden



Für alle Interessierten schloss sich ein interaktives World Café an. In drei Gruppen
diskutierten die Gäste zu den Themen „Netzwerkarbeit und Rollenverständnis“, „Umgang mit schwer erreichbaren Zielgruppen“ sowie „Einfache Sprache und Übersetzungen“.
 

Abadía Hernández aus Wilhelmshaven
Abadía Hernández

„Als ich mit der Quartiersarbeit anfing, war mir nicht klar, wie zeitintensiv und aufwendig Netzwerkarbeit ist. Sich immer wieder bei Kooperationspartner:innen ins Gedächtnis rufen, vorbeigehen, sich melden. Irgendwann hatten wir uns dann einen Namen gemacht und man kannte uns. Aber bis dahin hat es gedauert.“

Berichtete Abadía Hernández aus Wilhelmshaven.

 

Teilnehmende der Veranstaltung diskutieren vor einer Stellwand Stellwand mit Karten zum Thema Netzwerk


Dr. Iris van Eik, Bereichsleiterin in der Verbraucherzentrale NRW und Carina Lichtenberg, Teamleiterin in der Verbraucherzentrale NRW berichteten am Nachmittag von der Entstehungsgeschichte des Projekts und den Unterschieden der aufsuchenden Arbeit zur klassischen Verbraucherberatung.

„Aufsuchende Verbraucherarbeit ist mehr als „nur“ Verbraucherschutz und kann und sollte als Antwort auf die derzeitigen Polykrisen dienen. Indem wir Menschen im besten Fall präventiv begegnen, mildern wir u.a. finanzielle Belastungen. Die Summe der positiven Effekte ist ein Beitrag zum sozialen Frieden.“, so Carina Lichtenberg.
 

Folie zu Krisen und deren Präventionsmöglichkeiten

 

Dr. Iris van Eik und Carina Lichtenberg halten stehend ihren Vortrag
v.l.n.r. Carina Lichtenberg, Dr. Iris van Eik

 

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde diskutiert, ob Aufsuchender Verbraucherschutz als Instrument der Demokratieförderung anzusehen und zu fördern ist. Dem wurde einhellig zugestimmt. Teilnehmende waren: Elisabeth Kaiser, Parlamentarische Staatssekretärin im BMWSB, Rainer Ettel, Unterabteilungsleiter im BMUV, Thomas Heppener, Leiter der Unterabteilung 10 in der Abteilung 1 „Demokratie und Engagement“ im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Miriam Gese, Quartiers-Mitarbeiterin aus Gera Bieblach-Ost und Mathias Krämer, Quartiers-Mitarbeiter aus Rostock Groß Klein.

 „Die Situation sieht so aus, dass es nahezu keine Infrastruktur mehr in Gera Bieblach-Ost gibt. Sehr vieles geht weg. Es gibt keine Bäckerei mehr, keine Apotheke, keine anderen Geschäfte. Die Menschen fühlen sich vergessen und abgehängt. Mit unserem Projekt steuern wir dagegen und begleiten Menschen dabei, ihr Leben selbst zu gestalten. … Wenn Menschen mit Unterstützung und geringen Barrieren ihre existentiellen Ängste abbauen können, sie wertgeschätzt und ihre Person und ihre Themen ernst genommen werden, sind sie in ihrer Teilhabe gestärkt. Damit wird gesellschaftlicher Zusammenhalt und das Verständnis für Demokratie in Deutschland gefördert und das Projekt leistet dazu einen wichtigen Beitrag direkt vor Ort.“ berichtet Miriam Gese.
 

Abschlussrunde auf der Bühne im Gespräch
v.l.n.r. Mathias Krämer, Miriam Gese, Elisabeth Kaiser, Rainer Ettel, Thomas Heppener, Prof. Dr. Christian Thorun


Das Schlusswort sprach Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. Er beendete unsere erfolgreiche und abwechslungsreiche Veranstaltung.

Wir danken allen Teilnehmenden und Beteiligten!

Gefördert wird das Modellprogramm im Rahmen der ressortübergreifenden Strategie „Soziale Stadt – Nachbarschaften stärken, Miteinander im Quartier“ durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) in Kooperation mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV).

 
Logo des BMWSB
Logo des BMUV
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