Der Winter kommt: Das können Sie jetzt raten

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Vergangene Preiserhöhungen und weltweit viele Krisenherde können Ängste vor Versorgungsengpässen in den Wintermonaten schüren. Doch die Situation in Deutschland ist sicher. Was sich am Energiemarkt in den vergangenen Monaten getan hat, lesen Sie hier.
Ein Taschenrechner und eine Hand mit Münzen vor einer Rechnung.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Blackouts sind in Deutschland äußerst unwahrscheinlich.
  • Stromausfälle treten im Schnitt für wenige Minuten oder Stunden auf und sind regional begrenzt.
  • Wer sich gegen steigende Energiepreise absichern möchte, sollte seine Energie-Verträge prüfen.
  • Darauf müssen Verbraucher:innen bei der Anbieterwahl achten.
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Der Winter steht vor der Tür und einige Menschen haben Angst vor einem Blackout, also einem umfassenden Stromausfall, der den Alltag in Deutschland vorübergehend zum Erliegen bringen könnte. Es sind äußerst zweifelhafte Quellen, die solche Ängste schüren und etwa in sozialen Netzwerken verbreiten. Die Angstmacher verbreiten dabei nicht nur Verschwörungstheorien, sondern verdienen vor allem auch mit ihren „Prepping-Tipps“ und teuren Stromaggregaten Geld.

Verängstigten Klient:innen, die zu Ihnen kommen und Rat suchen, sollten Sie ganz klar sagen: Das ist Schwindel. Lassen Sie sich nicht von Weltuntergangs-Propheten verunsichern.

Was ist ein Blackout?

Ein sogenannter Blackout meint einen großflächigen und länger andauernden Stromausfall. Kurze Stromausfälle können immer wieder auftreten, wenn etwa Stürme oder heftige Schneefälle Stromleitungen beschädigen. Das war schon immer so und steht in keinem Zusammenhang mit aktuellen Krisen.

Was vielleicht neu ist: Haushalte nutzen Strom-Heizlüfter, um teures Gas zu sparen. Sollten sehr viele Haushalte gleichzeitig ihre Heizlüfter einschalten, könnte der hohe Stromverbrauch zu Ausfällen führen. Diese wären aber stets regional begrenzt und hielten nur Minuten oder wenige Stunden an.

Im Winter 2022/23 kam es zu keinen längeren und krisenhaften Stromausfällen in Deutschland.

Das sagen die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber:

  • 50Hertz,
  • Amprion,
  • TenneT,
  •  TransnetBW.

Eine Erhebung aus dem Jahr 2020 zeigt: Haushalte in Deutschland müssen im Durchschnitt weniger als 11 Minuten pro Jahr ohne Strom auskommen. Einen Blackout hat es in Deutschland bisher nicht gegeben und das Szenario gilt auch weiterhin als sehr unwahrscheinlich.

Zugleich arbeiten die Netzbetreiber vorsichtig und bereiten sich auf Extremszenarien vor. In einer Sonderanalyse im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz haben sie die Sicherheit des deutschen Stromnetzes für die Wintermonate 2022/23 untersucht. In diesen Stresstests wurden die Annahmen zu den Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine auf den Energiemarkt deutlich verschärft. Weitere Krisen-Annahmen betrafen weitreichende Ausfälle bei deutschen Gaskraftwerken und französischen Atomkraftwerken, eingeschränkte Steinkohlelieferungen sowie Gaspreise in Höhe von 300 Euro pro Megawattstunde (MWh). Der tatsächliche Preis liegt heute bei um die 50 Euro je MWh.

Die Versorgung ist gesichert

Das Ergebnis des Stresstests: Eine krisenhafte Strom-Situation im Winter 22/23 konnte nicht vollständig ausgeschlossen werden, wäre aber auf wenige Stunden begrenzt und in jedem Fall sehr unwahrscheinlich. Daher haben die Netzbetreiber der Bundesregierung zusätzliche Maßnahmen empfohlen. Die Die Bundesregierung hat unter anderem mit der dritten Aktualisierung des Energiesicherungsgesetzes (EnSiG 3.0) darauf reagiert, etwa mit der zusätzlichen Stromproduktion in Biogasanlagen.

Zahlreiche Sicherheitsmechanismen stabilisieren das Netz und haben sich in den vergangenen Monaten weiter verbessert. Die Situation ist heute nochmal deutlich besser als im Vorjahr. Deutschlands Gasspeicher sind zu 100 Prozent gefüllt. Die Energieversorgung für den kommenden Winter 2023/24 ist gewährleistet.

Trotz alledem gilt bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) weiterhin die Alarmstufe des Notfallplans. Das heißt: Wie schon im vergangenen Winter beobachtet die BNetzA die Lage genau und steht in engem Kontakt zu den Netzbetreibern. Denn einige Risiken bestehen weiter: ein besonders kalter Winter oder ein Stopp der verbleibenden russischen Gaslieferungen nach Südosteuropa. Deutschland müsste betroffene Staaten bei einer Mangellage mitversorgen. Aufgrund dieser Restrisiken rät die BNetzA zu einem sparsamen Gasverbrauch. Das scheint zu klappen: Der Gasverbrauch lag in der 43. Kalenderwoche knapp 24 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021.

Zum Schluss noch ein wesentlicher Punkt: Die BNetzA kann dank moderner Simulationen bereits vorab erkennen, wenn eine Netzüberlastung droht. In solchen Fällen drosselt sie die Energieversorgung bei den großen Verbrauchern in der Industrie, also bei Unternehmen. Private Haushalte würden, wenn überhaupt, als allerletzte vom Strom genommen – und zwar kurzzeitig, abwechselnd und mit Vorwarnung.

Die Handelspreise sind gesunken

Genauso wie Ihre Klient:innen keine Angst vor einem Blackout zu haben brauchen, sind auch allzu große Sorgen über eine erneute Preisexplosion unbegründet. Die aktuelle Ausgangslage im Energiebereich ist deutlich besser als 2022. Die Gaspreise sind im Vergleich zum Vorjahr stark gefallen und haben sich auf einem stabilen Niveau eingependelt. Verbraucher:innen zahlten im Oktober durchschnittlich 11,73 Cent je Kilowattstunde (kWh). Damit befindet sich das Preisniveau sogar unter der Energiepreisbremse. Diese deckelt die Kosten für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs auf 12 Cent je kWh. Mehr dazu lesen Sie in unserer „Lagebesprechung“.

Auf der anderen Seite liegt dieses Niveau immer noch klar über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre und es gibt aktuell keine Hinweise darauf, dass sich das so schnell wieder ändern wird. Das zeigt sich vor allem an den Großhandelspreisen: Aktuell kostet eine MWh. In den Jahren vor der Energiekrise lagen die Kosten bei zehn bis 20 Euro je MWh.

Auch Strom ist seit der Kostenexplosion wieder deutlich günstiger geworden. Allerdings betrifft das nur Neukund:innen. Sie zahlen derzeit im Mittel 28,8 Cent je kWh, verglichen mit 70 Cent im Herbst des Vorjahres. Die Preise für Bestandskunden sind demgegenüber sogar gestiegen, und zwar um durchschnittlich 15 Prozent gegenüber dem zweiten Halbjahr 2022. Viele Versorger geben die gesunkenen Handelspreise nicht an Bestandskund:innen weiter, ganz im Gegenteil: Sie haben die Preise sogar über den Preisdeckel von 40 Cent je kWh (für 80 Prozent des bisherigen Verbrauchs) erhöht. Sind Ihre Klient:innen davon betroffen, kann sich ein Anbieterwechsel lohnen.

Worauf achten bei Anbieterwechsel?

Momentan bekommen Verbraucher:innen Verträge, die häufig unter dem Niveau der Energiepreisbremsen liegen. Günstige Stromverträge beginnen aktuell bei weniger als 30 Cent pro kWh und Gas bei knapp 9 Cent pro kWh. Ein Wechsel setzt natürlich voraus, dass Ihre Klient:innen die Mindestvertragslaufzeit von oftmals zwölf oder gar 24 Monaten überschritten haben. Einfacher haben es da all jene Verbraucher:innen, die sich in der Grundversorgung befinden. Hier beträgt die Kündigungsfrist lediglich zwei Wochen. Die Grundversorger hatten zwischenzeitlich die günstigsten Preise am Markt, doch mittlerweile gibt es noch günstigere Tarife.

Ihre Klient:innen finden die günstigsten Tarife auf den gängigen Vergleichsportalen. Doch aufgepasst: Nicht alle Anbieter sind seriös.

  • Ein guter erster Anhaltspunkt sind Nutzer:innen-Bewertungen. Welche Erfahrungen haben andere gemacht? Leider sind solche Erfahrungsberichte nicht vor Manipulationen gefeit.
  • Deshalb sollten Verbraucher:innen in einem zweiten Schritt Medienberichte durchforsten. Ist der entsprechende Anbieter in der Vergangenheit vielleicht schon mal negativ aufgefallen?
  • Außerdem sollten sich Ihre Klient:innen nicht von Boni für Neukund:innen blenden lassen. Das zweite Vertragsjahr ist in den Bonus-Tarifen in der Regel teurer. Manchmal sind die Bedingungen für einen Bonus so kompliziert, dass Verbraucher:innen womöglich gar nicht erhalten. Darum ist es hilfreich, beim Tarifvergleich den Bonus nicht einrechnen zu lassen.
  • Weitere Tipps dazu finden Sie auf der Homepage der Verbraucherzentralen.

 

 

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