Inflation: Darum ist eine hohe Teuerungsrate problematisch

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Die Inflation wird vorerst auf hohem Niveau bleiben, sagen Expert:innen. Für Beratende kann es sich lohnen zu verstehen, wie die Teuerungsrate entsteht und was das für Verbraucher:innen bedeutet.
Strichmännchen hält eine Inflationsgrafik in der einen und ein Sparschwein in der anderen Hand

Das Wichtigste in Kürze:

  • Eine geringe Inflation von 2 Prozent ist politisch gewünscht, da sie als Puffer zur Deflation gilt. Denn die Folgen einer Deflation, also des Preisverfalls, gelten unter Expert:innen als nachteiliger als die Folgen einer Teuerung.
  • Wie stark die Inflation Verbraucher:innen trifft, hängt unter anderem von ihrem verfügbaren Einkommen und dem individuellen Lebensstil ab.
  • Einsparpotenziale sind möglich, wenn Verbraucher:innen wissen, worauf Sie achten müssen.
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Inflation verstehen: Aktuelles und Hintergründe

Im Juli 2023 lag die Inflationsrate laut dem Statistischen Bundesamt in Deutschland bei 6,2 Prozent – und damit mehr als drei Mal so hoch, als das politische erwünschte 2-Prozent-Ziel. Im Vergleich zu dem Vormonat ist die Teuerungsrate bereits um 0,2 Prozentpunkte zurückgegangen und liegt deutlich unter den 11,3 Prozent, die sie im November 2022 erreicht hat. Das war auch der höchste Stand der Inflationsrate in Deutschland seit 70 Jahren.

Doch ein schnelles und dauerhaftes Sinken der Preise ist vorerst nicht zu erwarten. Expert:innen schätzen, dass die Teuerung Verbraucher:innen noch längere Zeit erhalten bleibt. In den Beratungsstellen wird die Inflation also Thema bleiben. Denn je länger die Teuerung anhält, desto mehr geraten Haushalte möglicherweise unter finanziellen Druck. Selbst Betroffene, die ihre Alltagskosten noch gut decken können, kommen jetzt vielleicht in die Beratungsstellen, da die Inflation beispielsweise das Sparen und die (Alters)-Vorsorge erschwert. Wer die Hintergründe und Bedeutung der Inflation versteht, kann indes die richtigen Konsequenzen ableiten und den Folgen der Inflation Paroli bieten.

Die Ursachen für die Inflation sind vielfältig. Auch weil der Krieg in der Ukraine und die daraus folgenden Schwierigkeiten die Preise weiterhin in die Höhe treiben. Auch die gestiegenen Energiekosten haben die Produktionskosten erhöht. Das geben Unternehmen über höhere Preise an die Verbraucher:innen weiter.

Und auch die Geldpolitik der Währungshüter, also der Zentralbanken, nimmt Einfluss auf die Inflationsrate. Dazu gehören beispielsweise ihre Entscheidungen über die Höhe des Leitzinses. In der Regel versuchen Zentralbanken mit einem erhöhten Leitzins der Inflation entgegenzuwirken. Die Logik dahinter: Höhere Zinsen sollen dazu beitragen, Preise zu stabilisieren. In der Theorie streichen Unternehmen Investitionsvorhaben, wenn Kredite teurer werden. Haushalte reduzieren den Konsum und sparen mehr. Angebot und Nachfrage ändern sich und ergeben einen neuen, in dem Fall niedrigeren Preis.

2-Prozent-Inflation erfüllt einen Nutzen

Klar ist: Eine zu hohe Inflation ist langfristig nicht gewollt. Doch eine konstante, aber geringe Inflationsrate ist politisch sogar erwünscht. Sie soll als Puffer zur Deflation dienen. Die Deflation ist im Prinzip das Gegenteil der Inflation: Die Preise sinken, Güter und Dienstleistungen werden billiger. Die Folgen: Wenn Unternehmen und private Haushalte fallende Preise erwarten, stellen sie Investitionen und Käufe erst einmal zurück und die Wirtschaft gerät ins Stocken.

Wie auch bei der Inflation sind die Ursachen für eine Deflation unterschiedlich. Allerdings gilt eine Deflation als gefährlicher, weil sie eine Abwärtsspirale in Gang setzen kann, der die Währungshüter nur schwer etwas entgegensetzen können: Während Zentralbanken bei einer Inflation die Zinsen erhöhen können, haben sie bei einer Deflation nur wenig Handlungsspielraum. Schließlich können sie die Zinsen nur sehr gering unter Null senken. Deshalb ist es ratsam, es gar nicht erst zu einer Deflation kommen zu lassen und dieser mit einer moderaten Inflation vorzubeugen.

Inflation berechnen: Fiktiver Warenkorb als Grundlage

Das Statistische Bundesamt berechnet monatlich die Inflationsrate für Deutschland. Die Basis bildet ein fiktiver Warenkorb, der sich aus rund 700 Produkten (Alltagsprodukte und langfristige Gebrauchsgüter) sowie Dienstleistungen zusammensetzt. Diese stehen stellvertretend für die Ausgaben eines durchschnittlichen Privathaushalts in Deutschland. Der Wert des Korbs wird regelmäßig ermittelt und als Verbraucherpreisindex (VPI) dargestellt. Er beinhaltet Alltagsausgaben wie Miete, Energiekosten, Lebensmittel, Benzin, Kleidung und Medien (Zeitungen), Autos und Elektro-Artikel, Versicherungen sowie Freizeitkosten. Die einzelnen Güterbereiche werden jeweils unterschiedlich gewichtet. Die größten Positionen entfallen auf die Bereiche Wohnen, Lebensmittel, Energie und Mobilität.

Die Teuerungsrate selbst ergibt sich aus der Veränderungsrate des Preises für den fiktiven Warenkorb im Vergleich mit demselben Zeitraum des Vorjahres. Wichtig zu wissen: Die Inflationsrate lässt sich auch auf einzelne Positionen oder Warengruppen des Warenkorbs aufschlüsseln. Deshalb lässt sich auch eine persönliche Inflationsrate errechnen. Raten Sie Betroffenen dazu, diese mit dem Inflationsrechner des Statistischen Bundesamts zu ermitteln.

Inflation macht sich besonders bei Lebensmitteln bemerkbar

Die hohe Inflation bekommen insbesondere Verbraucher:innen mit geringen Einkommen zu spüren, denn diese geben einen großen Teil ihrer Einnahmen für Grundbedürfnisse aus. Dadurch gibt es kaum Spielraum, um zu sparen.

Gerade Nahrungsmittel wie Fleisch, Öl und Eier weisen im Schnitt eine deutlich höhere Preissteigerung als die Gesamtinflationsrate auf. Diese sank zwischen März und Juli 2023 von 7,4 Prozent auf 6,2 Prozent. Die Inflationsrate für Nahrungsmittel lag im März 2022 beim Höchstwert von 22 Prozent. Seitdem ist sie zwar gesunken, betrug im Juli 2023 immer noch 11 Prozent. Expert:innen machen die hohen Preise für Lebensmittel stutzig: Mittlerweile müssten die Produktionskosten der Unternehmen wieder niedriger sein, etwa durch gesunkene Energiepreise. Die Vermutung ist deshalb, dass manche Unternehmen die Preise bewusst nicht gesenkt und so ihre Gewinne erhöht haben. Man spricht von einem sogenannten Mitnahmeeffekt.

So finden Ratsuchende Einsparmöglichkeiten

Betroffene kommen voraussichtlich weiterhin mit Fragen zur Finanz- und Haushaltsplanung oder mit Sorgen aufgrund von finanziellen Engpässen in die Beratungsstellen.

Folgende Bereiche sollten Sie gezielt ansprechen:

Vorsorge: Durch die Inflation haben Betroffene weniger Geld übrig, um für den Vermögensaufbau oder die Altersvorsorge zu sparen. Hier ist es wichtig, zu ermitteln, wo Ratsuchende noch Ausgaben im Alltag reduzieren und so etwas mehr sparen können. Das Ersparte sollten Verbraucher:innen in Zeiten hoher Preise nicht fest anlegen, sondern als flexibel einsetzbare Rücklage verwenden.

Finanzen und Versicherungen: Betroffene mit finanziellen Schwierigkeiten nehmen unter Umständen einen teuren Dispokredit in Anspruch. Anstelle eines Dispokredites können Betroffene einen günstigeren Ratenkredit verwenden. Ratsuchende sollten zudem überprüfen, welche regelmäßigen Zahlungen sie pausieren können: Fonds-Sparpläne, Sparraten für den Bausparvertrag sowie Abos lassen sich problemlos aussetzen. Bei Versicherungen hingegen entfällt unter Umständen der Versicherungsschutz. Es lohnt sich außerdem zu prüfen, welche ihrer Versicherungen Ratsuchende wirklich brauchen.

Das sind die wichtigsten Schritte, mit denen Verbraucher:innen gut durch die Inflation kommen:

Schritt 1: Prioritätenlisten für alle Lebensbereiche erstellen: Ratsuchende sollte sich fragen, was sie bezahlen müssen (zum Beispiel Grundversorgung und Miete)? Und wo sie Geld sparen können?

Schritt 2: Bewusst und kalkuliert kaufen: Raten sie Betroffenen dazu,  Angebote und Preise zu vergleichen und auf die Grundpreise je Kilogramm/Liter achten.

Schritt 3: Lebensmittelverschwendung vermeiden: Vorkochen, Essen und Getränke mitnehmen statt auswärts essen, spart im Alltag bares Geld.

Schritt 4: Eigene Inflation berücksichtigen: Die persönliche Inflationsrate können Verbraucher:innen unter anderem mit dem Inflationsrechner des Statistischen Bundesamts berechnen. Und so individuelle Spar-Möglichkeiten identifizieren.

2 Prozent gelten als Optimum

Klar ist: Eine zu hohe Inflation ist für eine Volkswirtschaft langfristig nicht gut und nicht gewollt. Steigende Preise führen dazu, dass das Wirtschaftswachstum sinkt, weil sich Verbraucher:innen einschränken (müssen). Dann wiederum investieren und produzieren Unternehmen weniger, um Kosten zu sparen. Die Folge ist ein verknapptes Angebot - was wiederum die Preise in die Höhe treiben kann. Eine hohe Inflation bedeutet auch einen Wertverlust einer Währung. Damit geht einher, dass Güter aus dem Ausland, also die Importe, teurer werden. Deutsche Unternehmen kaufen teurer im außer-europäischen Ausland ein und müssen die höheren Preise an ihre Kund:innen weitergeben.

Doch komplett ohne Inflation würde eine Wirtschaft nicht funktionieren. Ein moderater Preisanstieg, also eine konstante, aber geringe Inflationsrate, soll für genügend Abstand zur Deflation sorgen, wie eine Art Sicherheitspuffer. Die Deflation ist im Prinzip das Gegenteil der Inflation: Die Preise sinken, Güter und Dienstleistungen werden billiger. Die Folgen: Wenn Unternehmen und private Haushalte fallende Preise erwarten, stellen sie Investitionen und Käufe erst einmal zurück und die Wirtschaft gerät in Stocken.

Wie auch bei der Inflation sind die Ursachen für eine Deflation unterschiedlich. Allerdings gilt eine Deflation als gefährlicher, weil sie eine Abwärtsspirale in Gang setzen kann, der die Politik nur schwer etwas entgegensetzen kann: Während Notenbanken bei einer Inflation die Zinsen erhöhen und das Geld so wieder teurer machen können, können die Zinsen nur sehr gering unter Null sinken. Deshalb ist es ratsam, es gar nicht erst zu einer Deflation kommen zu lassen und dieser mit einer moderaten Inflation vorzubeugen.

Eine geringe Inflation kurbelt zudem das Wirtschaftswachstum an, da es sich lohnt, dass Geld auszugeben oder zu investieren. Entscheidend ist das richtige Maß. Als ideal für Geld- und Preisstabilität gilt bei Volkswirt:innen eine Inflationsrate von 2 Prozent. Das ist deshalb auch das erklärte Ziel der Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB).

Inflations-Berechnung: Fiktiver Warenkorb als Ausgangsbasis

Wichtig zu wissen: Die Inflationsrate ist ein Durchschnittswert und wird in Deutschland von Destatis, dem Statistischen Bundesamt berechnet. Als Ausgangsbasis dient ein fiktiver Warenkorb, der aus rund 700 Produkten und Dienstleistungen besteht, deren Preise jeweils schwanken. Der Inhalt des Korbs soll den Konsum eines durchschnittlichen Privathaushalts repräsentieren. Er beinhaltet Alltagsprodukte wie Energie, Lebensmittel, Benzin, Kleidung und Medien (Zeitungen), langfristige Gebrauchsgüter wie Autos und Elektronik-Artikel sowie Dienstleistungen wie Miete, Versicherungen, Club-Mitgliedschaften, Bildungsangebote, Reisen, Friseur- oder Kinobesuche.

Um die Höhe der Inflation zu messen, wird der aktuelle Wert des Warenkorbs ermittelt und als sogenannter Verbraucherpreisindex (VPI) abgebildet. Dieser wird mit dem Wert des entsprechenden Vorjahres-Zeitraums verglichen, dem sogenannten Basisjahr. Die Differenz ist die dann die jeweilige Teuerungsrate, also die Inflation. Die einzelnen Güterbereiche werden dabei jeweils unterschiedlich gewichtet und vom Destatis im so genannten Währungsschema gelistet und aufgezeigt. Die größten Positionen entfallen dabei auf die Bereiche Wohnen, Lebensmittel, Energie und Mobilität. Einen ähnlichen Ansatz gibt es auch auf EU-Ebene: hier spiegelt der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) der EZB die durchschnittliche Kaufkraft der Eurozone-Gemeinschaft wider.

Wo macht sich die Inflation besonders bemerkbar?

Wie stark die Inflation das eigene Leben beeinträchtigt, hängt auch vom individuellen Lebensstil ab. Die hohe Inflation bekommen insbesondere Verbraucher:innen mit geringen Einkommen zu spüren, denn diese geben einen großen Teil ihrer Einnahmen für Grundbedürfnisse wie Nahrungsmittel, Energie und Miete aus. Dadurch gibt es kaum Spielraum, um zu sparen.

Gerade Nahrungsmittel wie Fleisch, Öl und Eier haben sich seit Sommer 2021 stark verteuert. Sie weisen im Schnitt eine deutlich höhere Preissteigerung auf als die tatsächliche Gesamtinflationsrate: Während diese im Juni 2023 bei 6,4 Prozent lag, stiegen die Preise für Nahrungsmittel gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat im Schnitt um 13,7 Prozent. Im Mai waren es sogar knapp 15 Prozent gewesen und im März über 22 Prozent. Expert:innen vermuten, dass manche Unternehmen die Preise bewusst nicht gesenkt haben, um so ihre Gewinne zu erhöhen. Man spricht dann von einem sogenannten Mitnahmeeffekt.

Einsparmöglichkeiten finden: Verhaltens- und Perspektivenwechsel

Viele Verbraucher:innen ändern bereits ihr Konsumverhalten, wie die Expert:innen der Verbraucherzentralen beobachten: So kaufen viele Menschen bei Lebensmitteln günstigere Produkte und weniger in Bio-Qualität. Und auch Kleidung und kurzlebige, eher verzichtbare Gebrauchsgegenstände, die Verbraucher:innen zuvor öfters spontan im Non-Food-Bereich des Supermarkts mitgenommen haben, bleiben nun zunehmend liegen. Weitere Abstriche machen Sparwillige zudem bei Freizeitveranstaltungen, Restaurantbesuchen, Wohnaccessoires und Unterhaltungs-Medien. Auch im Mobilitäts-Sektor sparen die Menschen: Statt des Autos nutzen viele etwa das Deutschland-Ticket, das Fahrrad oder andere (E)-Fahrzeuge.

Das sind die wichtigsten Schritte, mit denen Verbraucher:innen gut durch die Inflation kommen:

Schritt 1: Prioritätenlisten erstellen: Im Alltag, sowie bei Finanzen und Vorsorge. Was muss ich bezahlen (zum Beispiel Grundversorgung und Miete)? Und wo kann ich Geld sparen?

Schritt 2: Bewusst und kalkuliert kaufen: Angebote und Preise vergleichen; auf die Grundpreise in Kilogrammg/Liter achten.

Schritt 3: Lebensmittelverschwendung vermeiden: Meal-Prepping und gemeinschaftliches Kochen, statt ‚To Go‘-Produkte.

Schritt 4: Eigene Inflation berücksichtigen: Ihre persönliche Inflationsrate können Verbraucher:innen unter anderem mit dem Inflationsrechner des Destatis berechnen.

 

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