App-Test »Die Müll AG«: Recycling ist doch ein Kinderspiel!

Stand:
Mit ihrem Fokus auf Grundschulkinder hat diese App zwar sprichwörtlich leichtes Spiel, was die Begeisterungsfähigkeit ihrer Zielgruppe betrifft, die Themen Mülltrennung und Müllvermeidung stehen auf der Beliebtheitsskala der meisten Kids aber vermutlich nicht an erster Stelle.
Comicfiguren neben Illustration einer Weltkugel mit der Sprechblase "Hallo! Wir sind die Müll AG"

Hinter Die Müll AG steckt das Duo Greta Hoffmann und Brice Clocher, die die App als "Bunny & Gnome" in Zusammenarbeit mit der Stadt Karlsruhe entwickelt haben. Dass das Serious Game für Kinder im Grundschulalter schon einige Jahre auf dem Buckel hat, merkt man nicht zuletzt an dessen Verfügbarkeit für Windows Phones bzw. das Betriebssystem Windows Mobile, das vom Anbieter Microsoft bereits 2019 eingestellt wurde. Die Spielerfahrung auf aktuellen Smartphones und Tablets jedoch zeigt keinerlei Ermüdungserscheinungen, da die für die Android- und iOS-Mobilgeräte erhältlichen Versionen weiterhin aktualisiert werden. Sowieso dürften diese technischen Details und Hinweise zu den (verbraucherfreundlichen) Datenschutzaspekten der App für die junge Zielgruppe nur von geringem Interesse sein. Viel bedeutender ist die Frage nach dem Spielspaß. Und um den kümmern sich digitale Müllmonster, die in witzig illustrierten und mit treibender Musik unterlegten Mini-Games hilfreiches Wissen rund um Mülltrennung und Recycling vermitteln. Und das dürfte sogar manchen Erwachsenen Spaß machen.

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Name: Die Müll AG
Anbieter: Bunny & Gnome GbR (muell-ag.de)
Kategorie: Müllvermeidung | Nachhaltiger Alltag
Zielgruppe: Kinder von 8 bis 12 Jahren
Betriebssystem: iOS | Android | Windows
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store | Microsoft Store

Der Einstieg? Ein Kinderspiel!

Die Müll AG ist eine für Verbraucher:innen kostenlose App, die sich über Kooperationen des Anbieters mit diversen Städten und Landkreisen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg finanziert. Dies gewährleistet eine App-Erfahrung ohne - insbesondere für Kinder risikoreiche - Inhalte wie Werbung, In-App-Käufe oder kostenpflichtige Abos. Die Software ist in deutscher, englischer und französischer Sprache verfügbar und läuft auch auf älteren Smartphones und Tablets problemlos. Die einzige technische Herausforderung dürften die saftigen 500 MB Speicherplatz (für die von uns getestete iOS-Version 2.1.19) sein, die für die Installation benötigt werden.

Screenshot aus der Smartphone-App DIE MÜLL AG mit Illustration zweier Planeten
Quelle: Screenshot

Auch in der Disziplin Datensicherheit macht Die Müll AG eine gute Figur. Für die Nutzung ist keine Registrierung erforderlich. Die App sammelt Systemdaten nur, um die technische Stabilität der Software zu gewährleisten. Nutzerinformationen wie beispielsweise Daten zum Spielfortschritt werden anonymisiert und ohne kommerzielle Interessen verarbeitet und dienen laut Anbieterangaben ausschließlich der Weiterentwicklung der didaktischen Inhalte. Wem selbst das zu weit geht, der kann bereits erfasste Daten im Menü mit einem Fingertipp löschen und das Tracking komplett deaktivieren.

Von Wuppertal zum Müllplaneten

Spielinhalt von Die Müll AG ist eine unterhaltsame und kindgerechte Auseinandersetzung mit dem Thema Mülltrennung. Dies geht über die Vermittlung eines reinen Regelwerks zur Verwendung verschiedenfarbiger Abfalltonnen hinaus, sondern ermöglicht Kindern (und ihren Erziehungsberechtigten) auch einen Blick hinter die Kulissen der Abfall- und Recyclingwirtschaft. Hat man erst einmal verstanden, welchen Lebensweg eine weggeworfene Plastikflasche, Zeitung oder Windel nimmt, wächst mit dem Verständnis zugleich die Motivation, Müll zu vermeiden und korrekt zu entsorgen.

Screenshot aus der Smartphone-App DIE MÜLL AG mit Mini-Game, an dem man an Fließband Müll sortieren muss.
Quelle: Screenshot

Im Falle von Die Müll AG wird dieses Wissen spielerisch und unter Anleitung durch eine Gruppe von Müllmonstern vermittelt, die sich jeweils um eine bestimmte Form des Abfalls sorgen. Den Ton gibt meist "Shecyle" an, die sich um recyclebare Wertstoffe kümmert. Weitere Kreaturen auf dem Müllplaneten Aja-X sind sind der Drache "Asche", in dessen Zuständigkeit der in der Verbrennung landende Restmüll fällt, sowie sein Sperrmüll fressendes Haustier "Sperri". Außerdem treffen wir auf "Bioblörp", der sich in seinem Sumpf um organische Abfälle kümmert, Den Papiermüll-hungrigen "KaolinKing", und die Umwelt- und Klimaschutzexpertin "Meteorologette".

Auf dem fernen Müllplaneten landet all der Müll, den wir und die Menschen in unserer Region produzieren. Lebt man in einer der Städte oder Kreise, die mit Die Müll AG kooperieren, kann man sich für den eigenen Wohnort entscheiden. Dies kann beispielhaft Karlsruhe sein, der in den App zum Planet "Karlsrux" wird. Weitere Kommunen, die man in der App findet, sind unter anderem die NRW-Großstädte Duisburg, Dortmund, Essen, Neuss und Wuppertal. Alternativ können sich die jungen Nutzer:innen für den Planeten "Neutrux" entscheiden. Dies schmälert den Spielspaß in keiner Weise. Nur auf regionalspezifische Eigenschaften bei der Mülltrennung -  beispielsweise die je nach Wohnort unterschiedliche Kategorisierung von Bioabfällen - muss man verzichten.

Screenshot aus der Smartphone-App DIE MÜLL AG mit Index verschiedener Müllsorten.
Quelle: Screenshot

Heimliche Held:innen und Überraschungen

Auf dem Startscreen der App müssen sich die jungen Nutzer:innen zwischen "Endlos" und "Abenteuer" entscheiden. Insbesondere für Eltern und Lehrkräfte dürfte erstere Option von Interesse sein, ermöglicht sie doch einen schnellen Einblick in die wichtigste Spielfunktion: Über ein Fließband rollen verschiedene Abfallarten (Wertstoffe, Papier, Bio- und Restmüll), die mit dem Finger in die dahinter positionierten Mülltonnen befördert werden müssen. Die korrekte Entsorgung wird mit Punkten und einer witzigen Animation der Müllmonster belohnt, auf Fehler folgt ein enttäuschter Blick oder erzürntes Fauchen der Monster. Die regulierbare Geschwindigkeit des Fließbands und Einstellungsmöglichkeiten der Soundkulisse sorgen dafür, dass das Spiel weder überfordert noch nervig wird.

Auch im Modus "Abenteuer" steht man viel am Fließband, der Schwierigkeitsgrad ist aber deutlich niedriger, da Die Müll AG zu Beginn nicht alle Abfallarten anzeigt und sich junge Spieler:innen erst einmal mit den Monstern und ihren jeweiligen Aufgaben vertraut machen können. Die Länge der Level in der Entsorgungsfabrik ist auch vergleichsweise kurz, wohingegen im Modus "Endlos" der Name auch Programm ist. Ein Müll-Index mit kindgerecht aufbereiteten Infos zur Verwertbarkeit von Bananenschalen bis hin zu Gummistiefeln sorgt dafür, dass man nie den Überblick verliert.

Screenshot aus der Smartphone-App DIE MÜLL AG mit Illustration eines Biomüll-Monsters im Sumpf.
Quelle: Screenshot

Insgesamt acht Monster gibt es im rund dreistündigen Abenteuermodus zu entdecken, den man Dank Speicherfunktion jederzeit pausieren und später fortsetzen kann. Interaktionen mit den Monstern, die immer wieder mit Sonderaufträgen und Wünschen überraschen, sorgen für das befriedigende Gefühl, ständig Fortschritte zu machen. Diese führen im späteren Verlauf auch zum Zugang zu weiteren Minispielen, die sich spezifisch um Glasmüll und Gartenabfälle drehen. Sogar ein Ausflug in die Müllverbrennungsanlage ist Teil des Abenteuermodus.

Alle Überraschungen, die Die Müll AG zu bieten hat, sollen an dieser Stelle aber nicht verraten werden. In unserer (erwachsenen) Testredaktion waren wir jedenfalls von den amüsanten Monstern fast ebenso angetan wie vom Gamification-Aspekt der App. Besonders die neurotische "Meteorologette" und das auf den Ton einer Trillerpfeife abgerichtete Sperrmüll-Haustier "Sperri" haben wir ins Herz geschlossen. 

Fazit

Mit seinem für Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren intuitiv verständlichen Spielprinzip, witzigen Illustrationen und pädagogisch sinnvollen Inhalten konnte uns Die Müll AG überzeugen. Erfreulicherweise kann das technische und didaktische Qualitätsbewusstsein des Entwickler-Duos auch beim Thema Datensicherheit und Schutz vor unerwünschten Inhalten mithalten. Gegen einen virtuellen Trip zum Müllplaneten Aja-X ist also nichts einzuwenden.

Handhabung5 Sterne
Spaß5 Sterne
Mehrwert4 Sterne
Motivation5 Sterne
Datensparsamkeit5 Sterne
Gesamtwertung5 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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