Name: ClimateActions
Anbieter: Verein MYBLUEPLANET (www.myblueplanet.ch)
Kategorie: Nachhaltiger Alltag
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store
Hinter ClimateActions steht der Schweizer Verein MYBLUEPLANET, der sich seit 2007 mit Bildungsangeboten, der Vernetzung von Betrieben mit Umweltorganisationen, digitalen Tools und Kampagnen für ein klimafreundliches Morgen einsetzt. Insgesamt 2.500 "ClimateHeroes" konnte der Anbieter mit seiner App bislang dafür begeistern, sich als Einzelkämpfer*innen oder im Team für mehr Nachhaltigkeit im Alltag stark zu machen. Zu diesem Zweck ermuntert die App dazu, sich einer bestehenden Gruppe anzuschließen oder das persönliche Umfeld zu motivieren, die titelgebenden "ClimateActions" zu meistern. Diese sollen nicht nur den Alltag emissionsärmer und lebenswerter machen, sondern sorgen zudem für "ClimatePoints" auf dem virtuellen Konto. Und das geht spielend leicht, wenn auch der Unterhaltungswert nur von überschaubarer Dauer ist.
Auf kurzem Umweg zum App-Vergnügen
Zur Nutzung von ClimateActions ist eine Registrierung unverzichtbar. Diese ist nur per E-Mail möglich, was die Übertragung von Personendaten an den Anbieter minimiert und aus Verbraucherschutzgründen erfreulich ist. Die Erstellung des Accounts muss anschließend durch Klick in eine Verifizierungs-Mail bestätigt werden. Zu Beginn fragt die App außerdem nach der Erlaubnis zur Zusendung von Pushnachrichten. Diese kann aber, je nach Vorliebe, verneint werden. Auch die Angabe des vollständigen Namens und eines individuellen Profilbilds sind freiwillig. Wer also datensparsam unterwegs sein möchte, dem steht seitens ClimateActions nichts im Wege.
Auch in Sachen Datenschutz erweist sich die auf Deutsch, Englisch und Französisch erhältliche App als unbedenklich. Sie enthält keine kostenpflichtigen Angebote und zur Nutzung müssen keine Freigaben für Standort, Mediathek, Kamera oder Mikrofon erteilt werden. Systemdaten und freiwillig übermittelte Personendaten werden nur zu Analysezwecken und technischer Optimierung des Angebots durch den Anbieter genutzt und nicht an Dritte weitergegeben. Bestimmte Funktionen in ClimateActions - beispielsweise das Blog oder die FAQ-Rubrik - verlinken allerdings auf die Homepage von MYBLUEPLANET, wo auch Marketing-Cookies zum Einsatz kommen.
Ganz wichtig für Nutzer:innen außerhalb der Schweiz: Unser Plan, die aktuellen App-Versionen 2.1 (iOS) und 2.7 (Android) von ClimateActions zu testen, scheiterte zunächst mit jedem unserer Smartphones in der Redaktion. Nach der erfolgreichen Registrierung stürzte die App auf allen Geräten sofort ab. Eine Nachfrage beim Anbieter ergab, dass man beim Anlegen eines Nutzeraccounts zwingend eine vierstellige Schweizer Postleitzahl angeben muss, um dieses Problem zu vermeiden.
Bewährte Features in smartem Gewand
Wer sich mehr oder weniger regelmäßig mit Apps rund um einen nachhaltigen Alltag auseinandersetzt, wird die Kernfunktionen von ClimateActions aus vergleichbaren Angeboten wie Emyze, 2Zero oder Klima-Taler kennen. Auch in diesen wird man mit Challenges und Quizzes spielerisch zu einem nachhaltigeren Lebenswandel erzogen - und das auf Wunsch auch im Team. Den Mangel an innovativen Qualitäten macht ClimateActions durch seine professionelle Aufmachung und kinderleichte Handhabung wett. Insbesondere letztgenannter Aspekt fällt ins Auge, denn die App wirkt deutlich aufgeräumter als einige ihrer Mitbewerber.
Auf dem mit einer Erde illustrierten Startscreen kann man mit einem Swipe zwischen individuellen Challenges und Team-Herausforderungen wechseln. Letztere unterscheiden sich nicht maßgeblich von den Solo-Challenges. Der gewichtigste Unterschied: Man trägt durch die eigenen Aktionen nicht zum eigenen Highscore, sondern zur Klimabilanz eines ganzen Teams bei. Dieses kann selbst gegründet und andere "ClimateHeroes" zum Mitmachen eingeladen werden, oder man schließt sich einer bestehenden Gruppe an. Für den folgenden Test konzentrieren wir uns aber auf die Funktionen, die auch ohne die Mitwirkung anderer nutzbar sind.
Es gilt, in den Disziplinen Ernährung (rot), Konsum (blau), Mobilität (gelb) und Wohnen (grün) "ClimatePoints" zu sammeln. Diese kann man sich mit farblich eindeutig gekennzeichneten Karten erspielen, die verschiedene Aufgaben enthalten. Beispielsweise fordert ClimateActions dazu auf, den autofreien Weg ins Büro mit Follower:innen in einem sozialen Netzwerk zu teilen. Oder, einen Monat lang auf den Kauf von Deko-Artikeln oder heiße Bäder zu verzichten. Oder etwa, sich am heimischen Obst- und Gemüseanbau zu versuchen, sofern ein Garten oder Balkon zur Verfügung stehen. Diese Challenges werden mit 5 bis 100 Punkten vergütet. Dazu gibt es sparsam formulierte Informationen zum ökologischen Mehrwert oder einfach auch nur lustige Anekdoten - beispielsweise über einen Weltrekord-Eistaucher, um die Motivation fürs Duschen mit kaltem Wasser zu erhöhen. Unterhalb der Challenge-Karten wächst derweil die eigene Punktestatistik und der Liveticker zeigt eigene bestandene Aufgaben und solche anderer "ClimateHeroes" an.
Das "Best of" der Klimaheldinnen und -helden
Hat man eine Mindestpunktzahl in einer der vier Disziplinen erreicht, kann man ins nächsthöhere Level aufsteigen. Dies geschieht durch Beantwortung von Quizfragen die sich allesamt mit Treibhausgas-Emissionen beschäftigen. Nicht ganz selbsterklärend: ClimateActions weist nicht selbstständig auf den Level-Abschluss hin, erst ein Fingertipp auf den Menüpunkt "Actions" führt zu den Fragen, die ins nächste Level katapultieren können. Diese sind meist leicht zu beantworten und enthalten Klimaschutzwissen in einer Tiefe, die man anderswo in der App leider zu oft vermisst.
Etwas halbherzig gelöst ist die Einbindung des MYBLUEPLANET-Blogs unter der Überschrift "Aktuelle News". Ein Fingertipp führt aus der App und zur Homepage des Anbieters mit sporadisch aktualisierten Wissensartikeln, dafür aber mit einem prall gefüllten Eventprogramm rund um (digitale) Nachhaltigkeit. Erwartungsgemäß sind die meisten Aktionen und Workshops an schweizer Örtlichkeiten zu finden, wir entdeckten allerdings auch einige Onlineveranstaltungen.
Zu guter Letzt finden klimabewusste App-Nutzer:innen unter "Ranking" eine in Echtzeit aktualisierte Liste aller Solo-"ClimateHeroes" und ClimateActions-Teams nebst den von ihnen erspielten Punkten. Mit diesen kann man in der von uns getesteten Basisversion der App übrigens nichts anfangen, außer, sich über die eigene Platzierung innerhalb der App-Community zu freuen. An dieser Stelle sollte deshalb erwähnt werden, dass ClimateActions - ähnlich wie Klima-Taler - auch als sogenannte Whitelabel-Variante verfügbar ist. Dabei werden die Kernfunktionen der App beibehalten, die Präsentation durch eine individuelle Farbgebung, Logo und Namen aber an Kommunen, Unternehmen oder Vereine angepasst, die die App kostenpflichtig für die eigene Community nutzt. Ein Beispiel ist die Initiative St. Galler Energie 2030. Wir möchten nicht ausschließen, dass in einem solchen Fall "ClimatePoints" mit Gutscheinen oder anderen Goodies belohnt werden.
Fazit
Insbesondere die zeitgemäße, aufgeräumte Präsentation von ClimateActions konnte uns im Test überzeugen. Funktionsweise und Bedienung sind innerhalb von Sekunden verständlich und die schnellen Erfolgserlebnisse motivieren umgehend. Außerhalb eines bestehenden Teams verfliegt diese Begeisterung aber recht schnell, denn Features zur Vernetzung mit anderen Nutzer:innen gibt es nicht und der Wettstreit mit wildfremden "ClimateHeroes" wird schnell uninteressant. Und trotz des (lobenswerten) Ansatzes, Klimaschutzwissen möglichst kurzweilig und leicht verständlich zu präsentieren, hätten wir uns grundsätzlich etwas mehr Tiefe bei den App-Inhalten gewünscht. Diese findet man zwar auf der MYBLUEPLANET-Webseite, aber ohne Medienbruch hätte uns die ClimateActions-Experience deutlich besser gefallen.
Handhabung | |
Spaß | |
Mehrwert | |
Motivation | |
Datensparsamkeit | |
Gesamtwertung |
Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)