Zeolith-Produkte sind keine Nahrungsergänzungsmittel. Sie wirken nicht "entgiftend" und helfen nicht gegen Krebs oder Immunschwäche.
Was steckt hinter der Werbung?
Klinoptilolith-Produkte werden häufig mit irreführenden Werbeaussagen beworben wie „für die natürliche Entgiftung“. Doch tatsächlich sind die Produkte weder als Unterstützung bei einer Krebstherapie, zur Vorbeugung einer Corona-Erkrankung noch als Detox-Mittel wirksam. Auch wenn auf Internetseiten oft Wunderwirkungen versprochen werden: Zeolithe oder Klinoptilolith-Produkte
- können keine „Schwermetalle ausleiten“,
- machen keine Viren unschädlich,
- sind keine Radikalfänger,
- unterstützen nicht das Immunsystem,
- stärken nicht die Darmwand,
- sind nicht in der Lage, ganz gezielt bestimmte Giftstoffe (Toxine) wie Pestizide usw. aus dem Körper zu entfernen,
- reinigen weder den Verdauungsapparat noch entlasten sie die Leber,
- sind keine ideale Quelle für Silicium oder Kieselsäure,
- schützen nicht vor Elektrosmog,
- verzögern nicht den Alterungsprozess,
- unterstützen nicht die Chemotherapie und
- wirken auch nicht leistungssteigernd.
Alle diese und viele weitere gesundheits- bzw. krankheitsbezogene Behauptungen sind wissenschaftlich nicht belegt.
Stattdessen werden mit diesem angeblichen Heilmittel gute Geschäfte gemacht: Während der Kilopreis für den Zeolith-Zusatz bei Futtermitteln (als Ballaststoff), Katzenstreu (für die Geruchsbindung), Geschirrspüler (als Ionenaustauscher) oder zur Verwendung im Straßenbau vergleichsweise niedrig ist (beispielsweise ab etwa 0,60 € pro Kilogramm Katzenstreu), wird Zeolith bzw. Klinoptilolith in Form von Medizinprodukt-Kapseln ab 130 Euro pro Kilogramm teuer vermarktet.
Als Nahrungsergänzungsmittel darf Zeolith bzw. Klinoptilolith in der EU nicht verkauft werden, da eine Zulassung als neuartiges Lebensmittel fehlt.
Worauf sollte ich achten?
- Zeolith-Produkte sind keine Nahrungsergänzungsmittel. Sie werden als neuartige Lebensmittelzutat im Sinne der Novel-Food-Verordnung eingestuft. Da die Zulassung und damit auch eine Sicherheitsbewertung fehlen, sind sie als Nahrungsergänzungsmittel nicht erlaubt.
- Zeolith verfügt über eine Struktur mit Hohlräumen, sozusagen eine Art mineralischer Schwamm, und kann - ähnlich wie Aktivkohle - zwar tatsächlich Substanzen binden - aber nur im Magen-Darm-Trakt. Eine Entgiftung von im Körperfettgewebe eingelagerten Schadstoffen ist nicht möglich, da das Zeolith nicht aufgenommen, sondern über den Darm direkt wieder ausgeschieden wird.
- Zeolith ist aber nicht in der Lage, „schädliche“ von „unschädlichen“ Stoffen im Magen-Darm-Trakt zu unterscheiden. Es könnten dem Nahrungsbrei im Verdauungstrakt – und damit dem Körper - daher auch nützliche Substanzen wie Vitamine oder Mineralstoffe entzogen werden. Ob die regelmäßige Einnahme von Zeolith dadurch zu einem Nährstoffmangel führen kann oder eine unerwünschte Auswirkung auf die Verdauung hat, ist nicht untersucht.
- Vorsorglich sollten die Prdoutke nicht zusammen mit Medikamenten eingenommen werden, da deren Wirkung beeinträchtigt werden kann.
- Zeolith-Produkte fallen immer wieder durch problematisch hohe Aluminium- und Bleigehalte auf.
Zeolith besteht aus Silicium und Aluminium. Zu viel Aluminium hat Auswirkungen auf das Nervensystem, auf die geistige und motorische Entwicklung von Nachkommen sowie negative Effekte auf Nieren und Knochen. Sicherheitshalber sollten Sie beim Hersteller immer nach einer aktuellen Analyse der Produkte mit Blick auf Aluminium, Blei und Quecksilber fragen.
- Wenn Sie Zeolith bzw. Klinoptilolith verwenden möchten: Klären Sie das sicherheitshalber vorher im ärztlichen Gespräch. Das gilt ganz besonders für die „vorbeugende“ Verwendung bei Klein- und Schulkindern, von der wir abraten, aber auch bei der gleichzeitigen Verwendung von Arzneimitteln. Hier können Wechselwirkungen auftreten.
- Mit „geprüfter Arzneibuchqualität“ darf nicht geworben werden: Es gibt keinen Eintrag im Deutschen oder Europäischen Arzneibuch für Klinoptilolith.
Was sind Zeolithe?
Als Zeolithe oder auch Vulkanmineralien werden verschiedene silikathaltige Mineralien wie beispielsweise das Klinoptilolith bezeichnet. Sie können auch synthetisch hergestellt werden.
Klinoptilolith ist natürlicher Herkunft (Naturzeolith). Als Lebensmittel ist es nicht zulässig. Zeolithe sind jedoch als Medizinprodukte (s. Kasten) erhältlich.
Zeolith bzw. Klinoptilolith ist als sogenanntes "Medizinprodukt" auf dem Markt, in Form von Pulver oder mit Pulver gefüllten Kapseln. Medizinprodukte dürfen allerdings keine pharmakologische, immunologische oder metabolische Wirkung im Sinne eines Medikaments haben. Laut medizin transparent gibt es keinerlei Studienbelege dafür, dass Zeolith einem Alkohol-Kater vorbeugt, bei Osteoporose Knochenbrüchen vorbeugt oder die Knochendichte erhöht, Reizdarm-Beschwerden lindert, Sodbrennen bessert, durch Schmerzmittel verursachten Magen-Darm-Beschwerden vorbeugt oder die Nebenwirkungen einer Chemotherapie lindert.
Vor dem Inverkehrbringen ist keine staatliche Zulassung des Produkts nötig, der Hersteller ist für Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit verantwortlich (Konformitätsbewertung). Der Hersteller muss die behaupteten Wirkungen auch nicht mit aufwändigen klinischen Studien wie beim Arzneimittelzulassungsverfahren belegen. Grundsätzlich ist eine krankheitsbezogene Werbung erlaubt, sofern sie wissenschaftlich korrekt ist. Sie wird vor der Vermarktung aber nicht behördlicherseits kontrolliert.