App-Test »Too Good To Go«: Wir retten Lebensmittel

Stand:
Ziel von "Too Good To Go" ist, Lebensmittelverschwendung durch die Vernetzung von Restaurants, Imbissen und Bäckereien mit ihren Kund:innen zu reduzieren. Ein bisschen wie eine Wundertüte für Erwachsene, denn was letztendlich in der Bestellung zum kleinen Preis landet, bleibt meist spannend.
Illustration einer Blüte mit Schriftzug "Too Good to Go" als Logo der gleichnamigen App

Eine andere Art der Rabatte-Jagd: Lebensmittel retten und dabei vielfältig essen und Neues ausprobieren - das verspricht die App Too Good To Go: Geschäfte verkaufen am Ende des Tages überschüssige Lebensmittel zu einem sehr günstigen Preis an Sparwillige, anstatt sie wegzuwerfen. Wie gut die kommerziellen Interessen des Anbieters, das Sparpotenzial für Verbraucher:innen und klimafreundliches Handeln dabei Hand in Hand gehen, nehmen wir im Testbericht unter die Lupe.

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Name: Too Good To Go
Anbieter: Too Good To Go ApS (www.toogoodtogo.com)
Kategorie: Lebensmittel retten | Müllvermeidung
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Registrierung ohne Kopfzerbrechen

Too Good To Go ist sowohl für iOS- wie Android-Smartphones verfügbar und der Einrichtungsprozess gestaltet sich so einfach und unkompliziert, wie man es es von einem professionell gestalteten (kommerziellen) Angebot erwartet. Nach dem Öffnen der App erfolgt die Registrierung, bei der die Nutzer:innen grundlegende Informationen wie Name, E-Mail-Adresse und Passwort eingeben. Auch die Anmeldung über Schnittstellen von Apple, Google oder Facebook ist möglich, wovon wir aufgrund der dabei übertragenen Personendaten aber abraten.

Theoretisch ist die Nutzung von Too Good To Go auch ohne persönlichen Account möglich, spätestens bei der ersten Bestellung einer Lebensmitteltüte ist die Registrierung aber verpflichtend. Die obligatorische Zustimmung zu den Datenschutzbedingungen sollte mit dem Fingertipp auf "Auswahl erlauben" erfolgen, da man ansonsten der Verwendung von Marketing-Cookies zustimmt. Außerdem sei darauf hingewiesen, dass für eine entspannte Nutzung der App die Freigabe des eigenen Standorts nötig ist, sofern man diesen nicht bei jeder Händlersuche neu eingeben möchte. Optionale Pushnachrichten informieren über den aktuellen Stand der Essensbestellung.

Eine Landkarte voller rettungswilliger Lebensmittel

Die Benutzeroberfläche von Too Good To Go ist intuitiv verständlich. Die Startseite zeigt verfügbare Angebote in der Nähe in Form von Fotokacheln an. Der Fingertipp auf eine Kachel führt zu Detailinformationen zum Händler, Produkt, Abholzeit, Verfügbarkeit und Nutzerbewertungen. Mit einer Kartenfunktion lässt sich der Radius der Umkreissuche beliebig vergrößern oder verkleinern. Außerdem sollte man gleich zu Beginn für die bevorzugten Mahlzeiten (Frühstück, Mittag- und Abendessen, Snacks, u.ä.) und Ernährungsvorlieben wie zum Beispiel vegetarisch oder vegan entsprechende Filter aktivieren, um eine individuell passende Angebotsübersicht zu sehen.

Durch eine übersichtliche Menüführung kann man schnell zwischen verschiedenen Kategorien wie Restaurants, Bäckereien oder Supermärkten wechseln. Eine Suchfunktion ermöglicht die gezielte Suche nach bestimmten Lebensmittelanbietern. Theoretisch lassen sich so alle Mahlzeiten des Tages über die App bestellen, sofern man gar keine Lust oder Zeit hat, am eigenen Herd zu stehen. Im Menüpunkt "Eigenes Profil" lässt sich einsehen, wieviel Geld und CO₂ eingespart wurde. Auch vorherige Bestellungen können hier nachvollzogen werden. Das sogenannte Zero-Waste-Blog möchte mit Rezepten, News und Tipps dazu animieren, Lebensmittel vor dem Mülleimer zu retten.

Too Good To Go bietet eine breite Palette an Lebensmittelangeboten, die täglich aktualisiert werden. Von warmen Mahlzeiten über Brot und Gebäck bis hin zu Obst und Gemüse ist für jeden Geschmack und jede Tageszeit etwas dabei. Die Verfügbarkeit der Angebote variiert nach Standort und Uhrzeit, was etwas Flexibilität und Spontanität voraussetzt. Hier ist eine städtische Umgebung von Vorteil, da in ländlichen Regionen naturgemäß deutlich weniger Anbieter gelistet sind. Auf Wunsch informiert eine "tägliche Erinnerung" über neue Angebote. Die Kaufempfehlungen in diesen Push-Benachrichtigungen sind zwar personalisiert, enthalten aber auch werbliche Inhalte von Too Good To Go-Partnerhändlern.

Verschiedene Screenshots der App TOO GOOD TO GO
Quelle: Screenshots

 

Gut angelegtes Geld für Genuss und grünes Gewissen?

Ist das gewünschte Lebensmittel oder Gericht bei einem Dienstleister in der Umgebung gefunden, wählen Nutzer:innen dieses aus, legen es in den Warenkorb und bezahlen online. Die Bezahlung erfolgt mittels Kreditkarte oder PayPal. Nach Abschluss der Bestellung erhalten die Nutzer:innen eine Bestätigung in der App und per E-Mail und können das Essen zum festgelegten Zeitpunkt abholen. Dabei ist zu beachten, dass es sich beim Großteil der angebotenen Waren um Produkte handelt, die am Ende eines Verkaufstags nicht an den Mann oder die Frau gebracht werden konnten. Der genaue Inhalt einer "Brötchentüte" oder eines "Suppenbechers" bleibt also bis zur Abholung geheimnisvoll.

Die Vorteile für Verbraucher:innen, sofern sie sich für ein gutes Angebot entschieden haben: Gaumenfreude, Geldersparnis und ein gutes Gewissen. Im kleinen Umfang können über die App auch größere Mengen haltbarer Lebensmittel (und Tierfutter!) zum reduzierten Preis bestellt werden, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, die Verpackung beschädigt wurde oder die aus anderweitigen Gründen aus dem Verkauf genommen wurde. Von Anbieterseite rechnet sich Too Good To Go folgendermaßen: Das dänische Unternehmen hinter der App berechnet eine Provision von 1,15€ pro verkaufter Überraschungstüte (Stand: März 2024). Zusätzlich wird eine administrative Jahresgebühr in Höhe von 39 Euro von jedem Restaurant, Supermarkt, Imbiss und anderem Dienstleister erhoben, der in der App annonciert.

Und wie steht es um die Nachhaltigkeit? Too Good To Go möchte einen Beitrag zum Umweltschutz leisten, indem das Unternehmen die Lebensmittelverschwendung reduziert. Die App sensibilisiert Nutzer:innen für das Problem und ermöglicht es ihnen, aktiv etwas dagegen zu unternehmen. Zudem fördert die App den sozialen Zusammenhalt, indem sie lokale Gemeinschaften unterstützt und Lebensmittel, die too good to go sind, für Verbraucher:innen zugänglicher macht. Im Optimalfall eine win-win-Situation für die beteiligten Dienstleister und ihre Kundinnen und Kunden.

Fazit

Too Good To Go überzeugt durch eine einfache Handhabung, vielfältige Angebote und einen Beitrag zum nachhaltigen Konsum. So zumindest die Theorie. Klimaschutz-Profis werden sich gegebenenfalls zur App-Nutzung überwinden müssen. Es fühlt sich fast schon falsch an, hochwertige Lebensmittel und Gerichte zu sehr günstigen Preisen zu erwerben. Frühstücksbuffet im schicken Hotel für 4€? Sushi für 4,50€? Eine Überraschungstüte aus dem Supermarkt für 3,50€? Die meiste offene Frage: Wo wurde bei Lieferwegen, Produktion und Sortiment so falsch kalkuliert, dass es zu diesen Preisen kommt?

Für Angaben zu Herkunft und Qualität der Produkte müssen sich Verbraucher:innen allein auf die Angaben der Händler und Nutzerwertungen verlassen. Letztere geben in der Regel auch Aufschluss darüber, wie reibungslos sich der Abholprozess bei einem Händler gestaltet. Grundsätzlich muss man sich bewusst sein: Für die Qualität der angebotenen Produkte gibt es keine Garantie. Da es sich um überschüssige Waren handelt, sind diese nicht immer in bestem Zustand, Verfallsdaten können nahe sein und Produktauswahl wie -frische können stark variieren. Wer sich mit diesen Risiken arrangieren kann, sollte Too Good To Go eine Chance geben.

Handhabung5 Sterne
Spaß3 Sterne
Mehrwert5 Sterne
Motivation3 Sterne
Datensparsamkeit3 Sterne
Gesamtwertung4 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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