Marktcheck zeigt: Preisvergleich ist auch bei reduzierter Ware sinnvoll

Stand:
Sind reduzierte Lebensmittel mit kurzer Haltbarkeit immer günstiger? Ein Marktcheck der Verbraucherzentralen zeigt: nein.
Runder roter Aufkleber auf einem Joghurtbecherdeckel, Aufkleber-Aufschrift: "Zu gut für weg! -30 % Preis wird an der Kasse reduziert. Gilt bis zum Ende des auf dem Produkt angegebenen Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatums."

Das Wichtigste in Kürze:

  • Ernährungsfachleute der Verbraucherzentralen haben gekühlte Produkte in Supermärkten und Discountern in mehreren Bundesländern verglichen.
  • Viele reduzierte Artikel der Stichprobe waren noch immer teurer als ein Vergleichsprodukt.
  • Die Suche nach dem günstigsten Preis wird Verbraucher:innen nicht leicht gemacht.
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Wenn das Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatum kurz bevor steht, gibt es Lebensmittel in vielen Supermärkten und Discountern günstiger. Da kann man sich die Frage stellen: Ist das dann das beste Schnäppchen oder gibt es noch günstigere Alternativen? Im Rahmen des Projekts "Gesund und nachhaltig essen mit kleinem Budget" haben Verbraucherzentralen in 4 Bundesländern 10 Supermärkte besucht und 119 dieser reduzierten Produkte aus der Kühltheke unter die Lupe genommen.

Durchschnittlich ließen sich durch die Rabatte rund 32 Prozent gegenüber dem tatsächlichen Verkaufspreis sparen. Doch häufig war die reduzierte Ware trotzdem teurer als vergleichbare Produkte. Für 27 der 119 untersuchten Produkte gab es ein Vergleichsprodukt. In 15 Fällen (also bei fast 56 Prozent) hat die Alternative mit ihrem Normalpreis noch weniger gekostet als die reduzierte Ware. Das galt nicht nur bei Eigenmarken der Handelsketten, sondern auch für Markenprodukte.

Preisnachlass ist oft nicht transparent

Die Untersuchung zeigte außerdem: Die Suche nach dem günstigsten Preis ist nicht leicht. Denn nur bei 16 der 119 reduzierten Produkte war der reduzierte Preis klar angegeben. In allen anderen Fällen gab es lediglich die Angabe, um wie viel Prozent der Preis reduziert sei. Zudem war die Platzierung je nach Geschäft sehr unterschiedlich. Die meisten reduzierten Produkte, nämlich 91, fanden die Ernährungsfachleute im Kühlregal direkt neben den Waren mit den regulären Preisen, teilweise aber auch schlecht auffindbar in kleinen Restekisten.

Gegen Ernährungsarmut braucht es mehr

Viele Verbraucher:innen schauen mit großer Sorge auf die gestiegenen Kosten für das tägliche Leben. Höhere Inflationsraten verringern die Kaufkraft der Menschen, weil man sich für jeden Euro dann weniger leisten kann. Und eine echte Entspannung der Situation ist nicht in Sicht: Der Lebensmittelhandel plant weitere Preiserhöhungen. Der Kauf von reduzierten Produkten mit einem kurzen Mindesthaltbarkeits- oder Verbrauchsdatum kann sich zwar lohnen, um Geld zu sparen und Lebensmittel zu retten. Solche Sonderangebote sind allerdings sehr unregelmäßig und unvorhersehbar. Dieser Ansatz kann nur eine ergänzende Strategie darstellen, da er nicht die langfristige Verfügbarkeit von gesunden, abwechslungsreichen Nahrungsmitteln für alle Menschen garantiert.

Über das IN-FORM-Verbundprojekt

Das Verbundprojekt "Gesund und nachhaltig essen mit kleinem Budget – gemeinsam Ernährungsarmut begegnen" der Verbraucherzentralen der Bundesländer und der Europa-Universität Flensburg ist eine Maßnahme im Handlungsfeld "Soziale Aspekte" der Ernährungsstrategie, die im Januar 2024 vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Es wird im Rahmen von IN FORM vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert und hat eine Laufzeit von Mai 2024 bis Mai 2027. Das Verbundprojekt unterstützt Verbraucher:innen dabei, informierte Kaufentscheidungen bei der Lebensmittelauswahl zu treffen, um sich auch mit wenig Geld gesund, nachhaltig und lecker zu ernähren. Das Projekt richtet sich primär an Menschen, die von Ernährungsarmut betroffen oder bedroht sind. Auch Fachkräfte, die haupt- oder ehrenamtlich einen direkten Kontakt mit betroffenen Verbraucher:innen haben, werden als Multiplikator:innen weitergebildet. 

www.verbraucherzentrale.nrw/essen-mit-kleinem-budget

Über IN FORM

IN FORM ist Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Sie wurde 2008 vom Bundesministerium für Ernährung (BML) und vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) initiiert und ist seitdem bundesweit mit Projektpartnern in allen Lebenslagen aktiv. Ziel ist, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Menschen dauerhaft zu verbessern. Weitere Informationen unter www.in-form.de.

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