Greenwashing
"Klimaneutral", aus "100% recyceltem Plastik" oder "Fairtrade": Auf dem Weg zum nachhaltigen Handeln begegnen einem immer wieder grüne Werbeversprechen. Diese als Green Claims bekannten Botschaften bewerben ein Produkt mit einer Umweltaussage. Auf den ersten Blick wirkt dies wie eine gute Möglichkeit zur Einschätzung, wie nachhaltig ein Produkt ist. Problematisch wird es jedoch, wenn diese Werbeversprechen nicht der Realität entsprechen - dann handelt es sich um sogenanntes Greenwashing.
Bei Greenwashing geht es um Aussagen oder Botschaften, die ein Produkt, eine Dienstleistung oder ein Unternehmen nachhaltiger darstellen, als sie eigentlich sind. Da immer mehr Menschen bewusst konsumieren möchten, spielen Nachhaltigkeitsaspekte eine wachsende Rolle in der Kaufentscheidung. Greenwashing zielt darauf ab, dass wir uns umweltfreundlicher verhalten möchten und nutzt dies für den wirtschaftlichen Vorteil der Unternehmen aus.
Greenwashing kann verschiedene Formen annehmen:
- Falsche Aussagen: Anbieter stellen teils falsche Behauptungen über ihre Produkte auf. Beispielsweise, dass ein Produkt zu 100 % aus recyceltem Material besteht, wobei der Anteil eigentlich nur bei 50 % liegt. Die Überprüfung dieser Aussagen ist aufgrund von Produkt- und Lieferketten teilweise kompliziert und für Verbraucherinnen und Verbraucher während des Einkaufs kaum möglich.
- Vage Aussagen: Teilweise deklarieren Unternehmen ihre Produkte ohne weitere Begründung als nachhaltig. Gern gewählte Wörter sind hierbei "grün", "klimaneutral" oder "natürlich". Wenn diese Begriffe ohne eine konkrete Erklärung der Hintergründe verwendet werden, steckt meistens wenig dahinter.
- Positives hervorheben und Negatives verschweigen: Hier werden bewusst Informationen weggelassen oder einzelne Punkte am Produkt unverhältnismäßig stark hervorgehoben. Beispielsweise werden viele Produkte werden seit einiger Zeit in Kartons und ohne Plastikverpackung versendet. Dadurch wirken diese Produkte auf den ersten Blick nachhaltiger. Doch hier lohnt es sich, genauer hinzuschauen, denn Pappverpackungen sind nicht immer nachhaltiger als solche aus Plastik. Es sollte darauf geachtet werden, ob es sich um Recyclingware handelt und ob die Fasern aus einer zertifizierten Holzwirtschaft stammen.
- Werbung mit Selbstverständlichkeiten oder irrelevante Aussagen: Manchmal machen es sich Anbieter besonders leicht, indem sie Tatsachen positiv betonen, die jedoch gesetzlich vorgeschrieben oder von Natur aus so sind. Sie stellen somit keine Eigenleistung und auch keine Besonderheit in Sachen Nachhaltigkeit gegenüber Konkurrenzprodukten dar. Beispiele hierfür sind Produkte, die als "FCKW-frei" beworben werden. Oder offensichtlich pflanzliche Produkte, beispielsweise etliche Grundnahrungsmittel, mit großem "100% vegan!"-Aufdruck.
Derzeit gibt es noch keine Regelungen spezifisch zu den Green Claims. Allerdings kann gerade durch die EU-Richtlinie gegen unlautere Geschäftspraktiken (UPCD) gegen irreführende Werbeaussagen geklagt werden. So konnte z.B. der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) 2018 gegen ein Modehaus erwirken, dass sie Kleidungsstücke nicht ohne weitere Begründung als "besonders umweltfreundlich" (Werbetext) bezeichnen dürfen. Die Klage kann bei solchen Aussagen also ein erfolgreiches Mittel darstellen. Das Problem ist jedoch, dass die Unternehmen zunächst mit den Aussagen werben dürfen und erst durch eine Unterlassungsklage daran gehindert werden können.
Allerdings befinden sich zwei weitere Richtlinien der Europäischen Union auf dem Vormarsch. Durch die "Empowering Consumers"-Richtlinien sollen zunächst die vagen Aussagen wie "klimaneutral" und "grün" sowie unseriöse Nachhaltigkeitslabel verboten werden. Des Weiteren soll die Green Claims-Richtlinie in Zukunft Unternehmen verpflichten den Wahrheitsgehalt ihrer umweltbezogenen Aussagen nachzuweisen.
Fazit #1: Auf Greenwashing-Aussagen kann man an allen Ecken und Enden treffen. Es lohnt sich also, etwas genauer hinzuschauen, wenn man nachhaltige Produkte kaufen möchte, die diesem Anspruch auch gerecht werden.
Neben den Werbeversprechen versuchen sich Unternehmen und Apps auch durch Möglichkeiten zur CO2e-Kompensation oder Spendenaktionen als grüner darzustellen, als sie eigentlich sind.
Für das Klima spenden
In zahlreichen Nachhaltigkeits-Apps begegnet man Möglichkeiten zum Spenden. In manchen Fällen handelt es sich um Empfehlungen, während in anderen ein direkter Zahlungsauftrag zugunsten einer gemeinnützigen Organisation in der App erteilt werden kann. Doch ist jede Spende für Nachhaltigkeit empfehlenswert und worauf sollte geachtet werden?
Im Gegensatz zu Kompensationszahlungen, die auf dem Verursacherprinzip basieren, sind Spenden und ihre Höhen unabhängig vom eigenen Konsumverhalten. Möchten Sie für das Klima spenden, gibt es einige Aspekte, auf die Sie achten können, um eine seriöse Organisation zu erkennen. Die Stiftung Warentest hat hierzu eine Checkliste erstellt, in der sie unter anderem auf folgende Punkte hinweist:
- Siegel, Label und Zertifikate: Auszeichnungen wie das Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), das Zertifikat des Deutschen Spendenrates oder das Label Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ) stehen für die Seriosität der Organisation. Werden Produkte wie Lebensmittel oder Kleidung in der App zum Kauf angeboten, achten Sie bitte auf die Seriosität des vermeintlichen Bio-, Öko- oder Fairtrade-Siegels.
- Informationen und Kosten: Organisationen, die auf ihrer Internetseite über ihre Tätigkeiten berichten und die Finanzzahlen offenlegen, weisen ein weiteres wichtiges Merkmal einer vertrauenswürdigen Spendeninitiative auf. Der Hauptteil der finanziellen Ausgaben sollte der konkreten Hilfe gewidmet sein. In Verwaltung und Werbung sollten höchstens ein Drittel der Kosten fließen.
- Transparenz und Gemeinnützigkeit: Die Organisation sollte nachgewiesen gemeinnützig sein und über eine Kontaktadresse verfügen. Außerdem sollten Namen der Vorstände und Geschäftsführenden im Impressum oder auf einer „Über uns“-Seite zu finden sein. Auch Mitarbeitende, die an öffentlichen Orten Spenden sammeln, sollten Mitgliederausweise mit sich führen, auf denen ihre Namen und Provisionshinweise zu finden sind.
- Werbung und psychologische Tricks: Spendenorganisationen, die vertrauenswürdig sind, versuchen nicht, Sie mit werblichen E-Mails, unerwünschten Pushnachrichten und grausamen Fotos in Apps und auf Webseiten dazu bringen, eine Spende zu tätigen.
Fazit #2: Apps, die helfen, das eigene Verhalten nachhaltiger zu gestalten, sind grundsätzlich eine tolle Möglichkeit, eigene Konsumveränderungen zu unterstützen. Wenn Sie nachhaltiger konsumieren wollen, lohnt es sich, beim Einkauf immer auf mögliche Anzeichen von Greenwashing zu achten. Wenn Sie sich dazu entscheiden, Spenden zu tätigen, tun Sie dies in Ruhe und prüfen Sie die Vertrauenswürdigkeit der Spendenorganisation, damit das Geld auch wirklich dort ankommt, wo Sie es möchten.