Was ist Ginkgo?
Ginkgo (Ginkgo biloba) ist eine aus China stammende und heute weltweit angepflanzte Baumart. In Ostasien wird der Baum wegen seines essbaren Samens und als Tempelbaum kultiviert. Ginkgo biloba gehört zu den am intensivsten untersuchten Heilpflanzen. Seit etwa 50 Jahren gibt es verschiedene zugelassene pflanzliche Arzneimittel, die gegen Demenz, Schwindel, Gedächtnisstörungen und Ohrengeräusche (Tinnitus) angewendet werden. In der S3-Leitlinie Demenzen wird Ginkgo nicht zur Prävention empfohlen. Bisher gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, dass sich mit einer frühzeitigen Einnahme von Arznei-Ginkgoextrakt einer Demenzerkrankung vorbeugen lässt.
Welche Inhaltsstoffe sind in Ginkgo enthalten?
Die Angabe "Ginkgo-Extrakt" bei einem Nahrungsergänzungsmittel ist nicht definiert und gibt keine Auskunft, welcher Teil der Pflanzen genutzt und wie dieser gewonnen wird, ob z.B. Blätter, Samen, Rinde, Wurzel oder Nüsse verwendet werden. Die wichtigsten Wirkstoffe in den Blattextrakten sind sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide, Terpenoide, Sitosterine und Anthocyane.
Für die Herstellung eines Arznei-Extraktes aus Ginkgo-Blättern (Ginkgo-biloba-Trockenextrakt) gibt es im Europäischen Arzneibuch genaue Vorschriften. Dort ist vorgegeben, wie viel Prozent der wirksamen Inhaltsstoffe - Flavonglykoside (Quercetin), Kämpferol sowie Terpenlaktone - enthalten sein müssen. Für die unerwünschte Ginkgol-Säure gibt es eine Obergrenze (5 ppm).
Für Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel mit Ginkgo gibt es keine standardisierte Zusammensetzung. Die einzelnen Produkte sind daher nicht miteinander vergleichbar. Begriffe wie "Spezialextrakt", "hochwertig" oder "wertvoll" haben überhaupt keine Aussagekraft.
Untersuchungen des Zentrallaboratoriums der Deutschen Apotheker (ZL) zeigen außerdem, dass die Mehrzahl der untersuchten Nahrungsergänzungsmittel Ginkgo-Extrakte enthält, bei denen ein begründeter Verdacht auf die Zugabe von sekundären Pflanzenstoffen aus anderen pflanzlichen Quellen besteht, z.B. Quercetin und Rutin aus Buchweizen oder aus Extrakten des Japanischen Schnurbaums.
Quellen:
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