Mahlzeitenersatz plus medizinische Betreuung
Formula-Diäten werden auch in Programmen eingesetzt, in denen Sie unter medizinischer Betreuung Gewicht verlieren sollen. Die unterschiedlichen Programme richten sich danach, wie stark Ihr Übergewicht ist und ob Begleiterkrankungen vorliegen. Sie dauern meist zwischen 16 und 52 Wochen. Als Patient:in werden Sie ambulant in Therapiezentren oder in der Abteilung Innere Medizin in Krankenhäusern behandelt.
Die Programme sollten sich an den Behandlungsleitlinien der Deutschen Adipositas-Gesellschaft orientieren. Demnach wird eine Formula-Diät mit kohlenhydratflexibler, fettkontrollierter Ernährung, medizinischer und psychologischer Betreuung sowie Sport kombiniert. Nach Ende des Programms sollten Sie weiter durch Ihre Hausarztpraxis betreut werden, damit sich Ihr Gewicht langfristig stabilisiert.
Einzelne Krankenkassen übernehmen einen Teil der Kosten (ohne Formula-Produkte). Die monatlichen Kosten für die Formula-Diät liegen bei 250 bis 300 Euro. Bei allen ambulant gestützten Programmen sollten Sie durch Ärzte, Ernährungsfachkräfte, Krankenschwestern, Sport- und Bewegungstherapeuten sowie Psychologen betreut werden. Außerdem ist es sinnvoll, wenn Hausarztpraxis und Krankenkasse während eines länger dauernden Programms schriftlich über die Fortschritte informiert werden.
Durch den Einsatz von Formula-Diäten nehmen Sie anfangs schneller ab, was motivierend wirkt. Es birgt jedoch die Gefahr, dass Sie in ungünstige Ernährungsgewohnheiten zurückfallen, wenn Sie in der späteren Stabilisierungsphase, in der Sie die erlernten günstigere Ernährungsgewohnheiten beibehalten sollen, nicht mehr so schnell abnehmen wie zuvor. Die Erfahrung zeigt, dass in dieser Phase viele Patient:innen ein solches Programm abbrechen.
Durch die multidisziplinäre Betreuung nehmen Sie auf gesundheitlich sichere Weise ab. Wenn Sie an einem solchen Programm teilnehmen möchten, sollten Sie bedenken, dass alleine das Programm ein Jahr intensive Mitarbeit bedeutet. Ihr persönliches Ziel sollte unbedingt eine dauerhafte Lebensstil-Änderung sein, da die guten Ergebnisse sonst nicht von langer Dauer sind.
Appetitbremsen
Appetitbremsen sind freiverkäufliche Nahrungsergänzungsmittel, oder kurz NEM. Dadurch unterscheiden sie sich von den Appetitzüglern in Medikamentenform. Diese sind verschreibungspflichtig. Meist enthalten Appetitbremser Mate- oder Guarana-Extrakte. Sie dämpfen den Hunger, regen gleichzeitig an und entwässern leicht.
Diese Produkte sind aber keine Dauerlösung. Im Gegensatz zu Arzneimitteln müssen für NEM keine Wirkstudien vorliegen- Die Werbung darf allerdings auch nicht irreführend sein. So ist es verboten, Angaben über Dauer und Ausmaß der Gewichtsabnahme zu machen.
Der appetithemmende Arzneistoff Sibutramin ist seit 2010 wegen schwerer Nebenwirkungen weltweit verboten. Auch für den appetitzügelnden Arzneiwirkstoff (Rimonabant) ruht seit 2007 die Zulassung. Selbst diese rezeptpflichtigen Präparate wirkten im Vergleich mit einem Placebo nur etwa 4 bis 5 Prozent besser. Nach Absetzen des Medikaments stieg das Körpergewicht wieder an.
Im Januar 2022 hat die Europäische Kommission das Medikament "Wegovy" als Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Diät und erhöhter körperlicher Aktivität zur Gewichtskontrolle zugelassen. Es handelt sich dabei um eine Abnehmspritze, die Übergewichtigen einmal pro Woche verabreicht werden kann. Magen-Darm-Beschwerden sind allerdings sehr häufige Nebenwirkungen. Wegovy gilt als Lifestyle-Medikament und wird daher laut Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschuss nicht von den Krankenkassen bezahlt.
Homöopathische Schlankheitsmittel
Auch homöopathische oder anthroposophische Arzneimittel werden zur Gewichtsreduktion vermarktet. Diese Produkte enthalten Potenzen verschiedener Heilkräuter, wie etwa Madar, aber auch Tintenfisch oder Silbernitrat. Sie sollen zumindest seelisch bei der Gewichtsreduktion unterstützen. Ob die Mittel wirken, oder ob es sich um einen Placebo-Effekt handelt, ist offen.
Immer wieder bieten Abnehmstudios Programme an, bei denen "patentierte" homöopathische Mittel gespritzt werden. In der Regel gibt es für diese Produkte keine Nachweise, dass sie tatsächlich Fett abbauen. Vielfach haben diese Präparate einen entwässernden oder abführenden Effekt (siehe nächster Abschnitt), einige stimulieren mittels Jod die Schilddrüse.
Der Rat der Verbraucherzentralen: Lassen Sie sich unbedingt vor Vertragsabschluss die genaue Bezeichnung oder wenigstens die Zusammensetzung des Mittels geben und suchen Sie hausärztlichen Rat oder fragen Sie in der Apotheke nach, bevor Sie das Mittel nehmen. Das ist besonders wichtig, wenn Sie regelmäßig andere Medikamente einnehmen müssen. Lassen Sie sich nicht mit der Antwort abspeisen, dass wegen des Markenschutzes keine genauen Angaben möglich sind. Jedes Arzneimittel und jedes homöopathische Mittel, das in der Apotheke verkauft wird, muss seine Zusammensetzung auf der Packung bekannt machen. Bitten Sie darum, dass das Studio die Information direkt an Ihre Hausarztpraxis schickt.
Wichtig: Lassen Sie sich schriftlich zusichern, dass diejenigen, die das Mittel verabreichen, dafür qualifiziert sind. Spritzen geben darf nur medizinisches Personal.
Entwässerungs- und Abführmittel
Hierbei handelt es sich um sogenannte diuretisch oder laxierend wirkende Arzneimittel. Einige sind frei verkäuflich, andere rezeptpflichtig. Sie haben gemeinsam, dass sie keine Schlankheitsmittel sind. Wasserverluste und erhöhte Stuhlmengen stehen weder für echte Gewichtsabnahme noch für Fettabbau. Nehmen Sie diese Medikamente zu lange und ohne Kontrolle ein, gefährden Sie Ihre Gesundheit. Das gilt auch für Arzneitees.
Ballaststoff- und quellstoffhaltige Produkte
Diese Erzeugnisse werden gerne als wirksame Hungerbremsen oder Sättigungsmittel beworben. Es handelt sich immer um Lebens- bzw. Nahrungsergänzungsmittel oder um Medizinprodukte, nicht um Arzneimittel. Quell- und Ballaststoffe können nur wirken, wenn Sie gleichzeitig ausreichend trinken. Andernfalls riskieren Sie einen Darmverschluss. Ein wirksamer Quellstoff ist Glucomannan aus der Konjak-Knolle. Sie sollten unbedingt die Packungsbeilagen beachten und gegebenenfalls in der Apotheke besprechen,auch wegen der Wechselwirkungen mit Medikamenten.
Quell- und Ballaststoffe sättigen wirklich. Sie riskieren allerdings, dass Sie sich an den Sättigungseffekt gewöhnen und diesen dadurch kompensieren, dass Sie nach der Gewichtsabnahme wieder mehr essen. Ohne die Kalorienzahl zu reduzieren, funktionieren die Produkte nicht. Teilweise enthalten die Präparate zusätzlich Wirkstoffe mit abführender oder entwässernder Wirkung, so dass der Gewichtsverlust nur zum Teil echt ist.