App-Test »App ins Holz«: Fragen und Antworten rund um den Wald

Stand:
Mit seinem digitalen Bildungsangebot richtet sich der Anbieter aus der Steiermark in erster Linie an österreichische Schulkinder. Aber auch hierzulande hat die App das Potenzial, den Wissenshunger rund um die Forstwirtschaft und den Einfluss unserer Wälder aufs Klima zu stillen.
Illustration des Querschnitts eines quadratischen Baumstamms als Logo der App "App ins Holz"

App ins Holz "dient als Lernmittel, mit der[sic!] Nutzer spielerisch und interaktiv die vielfältigen Eigenschaften des Holzes und die Aspekte der Holz- und Papierindustrie entdecken können." Mit diesen Worten beschreibt proHolz, ein österreichischer Interessenverbund für nachhaltige Holzwirtschaft, sein kostenloses Angebot. Hierbei ist zu ergänzen, dass sich die App vor allem an Verbraucher:innen im höheren Grundschul- und Teenageralter und deren Lehrkräfte richtet. Dies ist erwähnenswert, weil sowohl das nüchterne Design als auch das sehr spezifische und erwachsene Thema der App nur bedingt erahnen lassen, dass sich App ins Holz an eine junge Zielgruppe wendet. Auf den zweiten Blick kann die Lernsoftware aber mit ihren inneren Werten überzeugen, auch wenn hinsichtlich Handhabung und Optik ein paar Nachhilfestunden fällig wären.

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Name: App ins Holz
Anbieter: proHolz Steiermark (www.holzmachtschule.at)
Kategorie: Umweltratgeber
Zielgruppe: Kinder & Jugendliche ab 10 Jahren
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Datenschutz im grünen Bereich

Die persönlichen Daten von Kindern und Heranwachsenden sind besonders schutzbedürftig, weswegen ein prüfender Blick auf die Datenschutzbestimmungen von App ins Holz unverzichtbar ist. Diese erweisen sich als weitgehend verbraucherfreundlich: Persönliche Daten werden nur anonymisiert zu statistischen Zwecken verarbeitet. Dies umfasst individuelle Nutzungsdaten, also Informationen zu den gespielten Quizzes, Spieldauer, dabei gesammelte Punkte und vergleichbare Informationen. Personendaten werden nur in geringem Umfang verarbeitet, wobei die Registrierung für die App ohnehin freiwillig ist und nur eine Notwendigkeit darstellt, wenn man mit einem Account auf mehreren mobilen Geräten oder auch parallel in der Browser-Version spielen möchte. Eine Kamerafreigabe wird nur zum Scannen von QR-Codes benötigt, die (mutmaßlich) exklusive Lerninhalte in App ins Holz freischalten. Diese lagen uns im Rahmen unseres Tests nicht vor.

Grundsätzlich spricht aus Verbraucherschutzsicht nichts gegen die Nutzung von App ins Holz durch ältere Kinder und Jugendliche. Das Angebot verfolgt keine wirtschaftlichen Interessen, ist also frei von Werbung, bietet keine kostenpflichtigen Features an und gibt Nutzerdaten nicht an Dritte weiter. Ausgenommen sind hierbei Systemdaten, die der Dienstleister Ovos zur Sicherung der technischen Stabilität verarbeitet. Als Lobbyverband vertritt Anbieter proHolz natürlich die Interessen seiner Mitgliedsunternehmen. Dies färbt allerdings nicht spürbar negativ auf die präsentierten Informationen über Wälder, Holz und deren Bedeutung für das globale Klima ab. Einzig im Themenbereich "Berufe & Ausbildung" wird die Agenda des Verbands, junge Menschen für eine Karriere in der (österreichischen) Holzindustrie begeistern zu wollen, offensichtlicher.

Die inneren Werte überzeugen

App ins Holz ist auf deutsch, englisch, französisch, italienisch, polnisch und in den meisten osteuropäischen Sprachen verfügbar. Zumindest suggeriert dies die App mit der Sprachauswahl zu Beginn. Tatsächlich werden nur die Menüpunkte und Buttons in die jeweilige Sprache übersetzt. Alle anderen Inhalte wie Texte, Infografiken und Videos sind ausschließlich auf deutsch verfügbar.

Der Einstieg in die App-Nutzung ist weder für Schüler:innen noch deren Lehrkräfte selbsterklärend. Ein Blick in das zwölfseitige digitale Handbuch auf der Homepage des Anbieters hilft weiter. Einsteiger:innen, die keine Lust auf diese Lektüre haben, sollten eine Viertelstunde Zeit mitbringen, um sich selbstständig mit der Handhabung von App ins Holz vertraut zu machen.

Auf dem mit einem Kompass-Symbol gekennzeichneten Screen findet man die aus vergleichbaren Apps bekannten Challenges, die sich in Form von Quizzes zu verschiedenen Themen präsentieren. Diese sind kategorisiert nach "Bäume", "Wälder", "Holz" und "Papier", ergänzt durch weniger naheliegende Themenfelder wie "Heimische Wildtiere", "Klimaschutz" und Quizzes zu Lieferwegen und Berufsperspektiven in der Forstwirtschaft.

In den einzelnen Bereichen spielt man sich im Laufe mehrerer Tage durch verschiedene Level mit steigendem Schwierigkeitsgrad. Am Ende jeden Levels gibt es dafür Punkte, unabhängig davon, wie viel Kompetenz oder Ahnungslosigkeit man beim Beantworten der Fragen bewiesen hat. Alle Quizzes sind beliebig oft wiederholbar. Genau wie die Lektüre der umfassenden Wissenstexte, die mit gut dosierten und ausgewählten Videos und Bildern rund ums zentrale Thema der App glänzen. Auch fürs Durchscrollen der nicht-interaktiven Slideshow gibt es als Belohnung Punkte aufs virtuelle Konto. Die mit einem Vorhängeschloss-Icon markierten Quizzes muss man sich durch Lektüre der Wissenstexte freispielen, bevor man sie lösen kann.

Screenshots verschiedener Funktionen der App "App ins Holz"
Die Sprachauswahl beeinflusst nur die Anzeige der Menüpunkte und Tippflächen. Vorbildlich hingegen ist die aufgeräumte Präsentation der Challenges und Wissenskarten. Auf Mitspieler:innen, die man zum Quiz-Duell herausfordern kann, wartet man leider vergebens. (Quelle: Screenshots)

Die Präsentation der Wissensinhalte ist vorbildlich geraten und verrät, dass App ins Holz primär für den Einsatz in einem schulischen Umfeld konzipiert wurde. Nüchtern, aber klar strukturiert folgt sie dem Design typischer Lehrbücher für den Schulunterricht. Die Überschrift jedes sogenannten Lernkartendecks - dies sind die als Slideshow präsentierten Wissenstexte - gibt nicht nur Aufschluss über das Thema, sondern auch den Schwierigkeitsgrad, ergänzt durch Infos zu Umfang und ungefährerer Spieldauer. Letztere richtet sich gemäß unserer Einschätzung eher nach dem Einsatz im Unterricht in den unteren Klassen der Sekundarstufe. Routinierte Nutzer:innen von Nachhaltigkeits-Apps und mit den Kernthemen vertraute Menschen dürften sich deutlich schneller durch die Slideshows gucken.

Licht und Schatten bei der Nutzerfreundlichkeit

Hat man die Handhabung der App erst einmal verstanden, navigiert es sich recht mühelos durch die verschiedenen Screens und Themenbereiche. Eine intuitiv verständlichere Wortwahl und Symbole hätten App ins Holz aber gut zu Gesicht gestanden. Warum beispielsweise sind die vom Anbieter im App-Handbuch mit "Lernkarten" (Wissensbeiträge) und "Fragekarten" (Quizzes) bezeichneten Inhalte nicht auch ebenso in der App benannt? Stattdessen heißen sie dort "Entdecken" und "Üben". Und warum ist der Bereich auf dem Navigations-Screen, der ausgewählten Nutzer:innen durch das Scannen von Codes vorbehalten ist, genauso groß wie die für alle zugängliche "Bibliothek"? Hat man ein Quiz gelöst, informiert App ins Holz in einem Hinweisfeld, man solle doch ein andermal zurückkehren, um weiterzuspielen. Wann dies möglich ist, verrät die App nicht. Auch fehlende Illustrationen und Infotexte zum Spielfortschritt im Nutzerprofil suggerieren, dass in der von uns getesteten Version (v2.85.0 für iOS) einige Features nicht mehr verfügbar sind oder es nie waren.

Die Liebe zum Detail und hochwertigen Inhalten schwindet außerdem, sobald man die die Frage- und Lernkarten hinter sich lässt. Die zuvor angesprochene, halbherzige Lokalisierung in verschiedene Sprachen ist nur ein Aspekt, der uns nicht überzeugen konnte. Auch die Möglichkeit, die Quizzes im Duell gegen andere registrierte Nutzer:innen zu spielen, konnten wir nicht testen, da die von der App vorgeschlagenen Gegenspieler:innen nicht online waren. Daran änderte auch tagelanges Warten nichts. Und das im Menü rechts unten verlinkte Glossar enthält zwar alle Buchstaben des Alphabets, aber nur einen einzigen Eintrag ("Rudel"). Auch hier stellte sich uns die Frage, warum man dieses Feature angesichts des an dieser Stelle fehlenden Inhalts oder der fehlenden Funktionalität nicht entfernt oder mit einem Hinweis à la "in Bearbeitung" versieht. Immerhin wird App ins Holz vom Anbieter weiterhin regelmäßig aktualisiert, zuletzt Ende Oktober 2024.

Fazit

Beschränkt man sich auf die Nutzung der Kernfunktionen, die in Form von Unterrichtsmaterialien und Quizzes viel Wissenswertes rund um Wald, Holz, Klima und Wirtschaft vermitteln, ist App ins Holz einen Download wert. Leider können Präsentation und Handhabung des Angebots nicht ganz mit dem pädagogischen Mehrwert und der verbraucherfreundlichen Datenpolitik mithalten. Mit ein wenig mehr Feinschliff hätte App ins Holz aber das Potential, auch Stubenhocker:innen für einen lehrreichen Ausflug ins digitale Grün zu begeistern. 

Handhabung3 Sterne
Spaß3 Sterne
Mehrwert4 Sterne
Motivation3 Sterne
Datensparsamkeit5 Sterne
Gesamtwertung3 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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