Name: Das #wirfuerbio Sortierspiel
Anbieter: wirfuerbio e.V. (wirfuerbio.de)
Kategorie: Müllvermeidung | Nachhaltiger Alltag
Zielgruppe: Kinder von 4 bis 10 Jahren
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store
Müllvermeidung und Recycling gehören zu den Nachhaltigkeits-Themen, die sich besonders einfach an eine junge Zielgruppe vermitteln lassen. Warum der ressourcenschonende Umgang mit Abfällen gut für Umwelt und Klima ist, dürfte selbst älteren Kleinkindern und ABC-Schützen schnell einleuchten. Außerdem laden die farblich eindeutig gekennzeichneten Tonnen für Restmüll, Papier, Wertstoffe und Biomüll geradezu dazu ein, aus der Mülltrennung ein kindgerechtes Lernspiel zu machen. Das haben auch lokale Entsorger und Kommunen verstanden, weswegen Serious Games für Kids wie Das #wirfuerbio Sortierspiel längst keine Seltenheit mehr sind. Spielprinzip und Anliegen ähneln grob dem kürzlich von uns getesteten Die Müll AG für Kinder im Grundschulalter, Das #wirfuerbio Sortierspiel eignet sich durch den Verzicht auf eine Story und das auf Notwendigste beschränkte Design aber sogar schon für den Nachwuchs ab vier Jahren. Zwar ist der Lerneffekt aufgrund der sehr niedrigschwellig zugänglichen Inhalte nicht überragend, für die ganz Kleinen ist die App dennoch ein gelungener Einstieg in den nachhaltigen Alltag. Und den Spielspaß beim Steuern eines Mülllasters sollte man nicht unterschätzen ...
Recycling für die Generation App
So schlicht das Spielprinzip des #wirfuerbio Sortierspiels auch ist, so ausgefeilt war die dazugehörige, überregionale PR-Kampagne, die 2018 von verschiedenen Abfallwirtschaftsbetrieben in Deutschland auf den Weg gebracht wurde. Diese sollte für die Vermeidung von Plastik im Bioabfall sensibilisieren, wurde von den Umweltministerien verschiedener Bundesländer gefördert und auch von nichtstaatlichen Organisationen wie dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) unterstützt. Außenwerbung, Flyer, Werbeartikel und sogar ein eigens komponierter Song des Sängers Robert Ildefonso begleiteten die Aktion.
Genau wie die Kampagne trägt auch das hier getestete Spiel für Android- und iOS-Geräte den Hashtag "#wirfuerbio" im Titel. Es richtet sich an Kinder im Vorschul- und Grundschulalter. Ältere Kids dürften sich angesichts des simplen Spielprinzips schnell unterfordert fühlen. Positiv fällt auf, dass die kostenlose App frei von Werbung und sonstigen Inhalten ist, mit dem der Nachwuchs möglichst nicht in Kontakt kommen sollte. Auch eine Registrierung oder anderweitige Preisgabe persönlicher Daten ist für den Gebrauch der App nicht notwendig.
Kritischer bewerten wir hingegen, dass der gemeinnützige Anbieter keinerlei App-spezifische Angaben zu seiner Datenschutzpolitik macht, weder innerhalb der Anwendung noch auf der dazugehörigen Webseite. Die dort formulierten Bestimmungen betreffen nur das Webangebot. Zwar stießen wir im Appstore Google Play auf den Hinweis, dass der Anbieter keine Nutzerdaten erhebt oder weitergibt, ein wenig mehr Transparenz hätten wir uns an dieser Stelle - trotz der inhaltlichen wie funktionalen Unbedenklichkeit der App - aber gewünscht.
Viele Farben - noch mehr Sprachen!
Das #wirfuerbio Sortierspiel ist in deutscher, englischer, französischer, türkischer, niederländischer und albanischer Sprache verfügbar. Die Lokalisierung umfasst dabei nicht nur die geschriebenen Texte, sondern auch die Sprachausgabe. Waschbär Leo, das Maskottchen der App, kommentiert korrekte Spielzüge mit einem euphorischen "Yeah!", "Jawoll!" oder "Volltreffer!" Über Fehler tröstet er mit "Versuch's nochmal!" oder "Beim nächsten Mal klappt's!" hinweg. Erklärtexte zur korrekten Mülltrennung werden außerdem nicht nur eingeblendet, sondern auch vorgelesen. Begleitet wird dies von einer peppigen Instrumentalmusik, die ganz jungen Verbraucher:innen vermutlich deutlich weniger schnell auf die Nerven gehen wird als ihren Erziehungsberechtigten.
Mit seinem Anspruch an überregionale Relevanz steht es dem #wirfuerbio Sortierspiel gut zu Gesicht, dass man die in der App gezeigten Mülltonnen individuell gestalten kann. So kann eine Biotonne beispielsweise braun, grün oder zweifarbig sein, die Wertstofftonne in gelb oder schwarz-gelb oder gleich als gelber Sack daherkommen.
In die Tonne und ums Hindernis
Inhaltlich wie technisch ist Das #wirfuerbio Sortierspiel schnell beschrieben: "Spielerisch lernen: Kinder lernen Mülltrennung. Das Müllautofahren fördert die Geschicklichkeit" verspricht ein Anbieterzitat auf der zur App gehörigen Homepage. Dies ist durchaus wörtlich zu verstehen. Denn während das titelgebende Sortierspiel eine lebensnahe Maßnahme zu mehr Nachhaltigkeit im Alltag kindgerecht vermittelt, zahlt das Navigieren durch einen Hindernisparcours im zweiten Minispiel mehr auf die motorischen Fähigkeiten als auf das grüne Bewusstsein des Nachwuchses ein.
Im Spiel "Müll sortieren" müssen - je nach gewünschtem Schwierigkeitsgrad - acht bis 64 Müllstücke mit dem Finger korrekt in zwei bis vier Tonnen (Bio-, Rest- und Papiermüll sowie Wertstoffe) geschoben werden. Das begleitende Anfeuern seitens Waschbär Leo und die motivierende Musik dürfte den meisten Kids bis zehn Jahren gefallen, aber auch ohne Sound ist das Spiel ohne Abstriche genießbar. Ein Zeitlimit fürs korrekte Sortieren gibt es ebenso wenig wie die Möglichkeit, das Spiel zu verlieren. Fehler werden von Leo zwar kommentiert, die jungen Spieler:innen können sich aber an der Zuordnung des Mülls zur richtigen Tonne so oft versuchen, wie sie möchten. Frust kommt somit niemals auf.
In der Disziplin "Müllauto fahren" muss ein auf der Straße fahrende Mülllaster mittels zweier Buttons um stehende Autos, Motorräder, Eiswagen oder Baustellen herum navigiert werden und auf dem Weg Mülltonnen einsammeln. Spielt man im Kampagnenmodus, wechselt sich "Müllauto fahren" mit "Müll sortieren" ab und beginnt mit langsamen Tempo und nur vier einzusammelnden Tonnen. Spielt man im Endlosmodus, erhöht sich die Geschwindigkeit des Mülllasters mit voranschreitendem Spiel. Anders als beim "Müll sortieren" gibt es hier ein finales Game Over nach drei Zusammenstößen mit anderen Fahrzeugen oder einer Baustelle. Der Rekord innerhalb unserer Testredaktion lag bei 39 Mülltonnen, bevor ein Ausweichen aufgrund des hohen Tempos kaum noch möglich war und wir wiederholt in andere Verkehrsteilnehmer rasten.
Fazit
Dafür, dass der Fokus der #wirfuerbio-Kampagne primär auf dem Thema Biomüll lag, überraschte uns beim Test die geradezu paritätische Gleichbehandlung verschiedener Müllsorten. Dies bewerten wir nicht negativ, spielt doch Recycling weit über eine Müllsorte hinaus eine wichtige Rolle für den nachhaltigen Alltag kleiner und großer Verbraucher:innen. Aufgrund der simplen Spielmechanik ist Das #wirfuerbio Sortierspiel ein Vergnügen mit recht kurzer Lebensdauer. Den fehlenden pädagogischen Mehrwert beim Minispiel "Müllauto fahren" bewerten wir eher kritisch. In der Summe kann die App mit ihrer sympathischen Aufmachung und nachhaltigen Botschaft aber punkten - zumindest, wenn man Waschbären mag.
Handhabung | |
Spaß | |
Mehrwert | |
Motivation | |
Datensparsamkeit | |
Gesamtwertung |
Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)