App-Test »FOSH«: Verschenken und Verkaufen in und um Düsseldorf

Stand:
Egal, ob Obstkonserve, Deospray oder Grillzange - FOSH möchte Menschen im Rhein-Main-Gebiet eine Möglichkeit bieten, (fast) alles zu verschenken oder für einen fairen Preis zu verkaufen. Wir testen, ob es der lokale Kleinanzeigenmarkt mit überregionalen Mitbewerbern aufnehmen kann.
Grünblauer Kreis mit Schriftzug "FOSH" als Logo der gleichnamigen App

Angebot und Funktionsumfang der App FOSH erinnern nicht ganz zufällig an andere, größere Anbieter, die sich auf regionales und überregionales Verschenken, Tauuschen und Verkaufen für Privatpersonen spezialisiert haben. Auch die selbsternannte "Sustainability Platform" (Nachhaltigkeits-Plattform) für Menschen in Düsseldorf, Neuss und Umgebung hat das Potenzial, durch die Vermeidung von Lebensmittelabfällen und Weitergabe nicht benötigter Gebrauchtwaren einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und dabei auch noch Geld zu sparen. Ganz ohne inhaltliche und technische Stolpersteine ist dies mit FOSH aktuell aber noch nicht möglich ...

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Name: FOSH - Sharing App
Anbieter: FOSH (fosh.me)
Kategorie: Lebensmittel retten | Müllvermeidung
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Kleine App mit großem Datenhunger

Lebensmittel verschenken und somit retten ist nicht nur zugunsten des Klimaschutzes sinnvoll, sondern hat auch geldwerte Vorteile. Umso bedauerlicher ist es, dass entsprechende App-Angebote für Verbraucher:innen selten den erhofften Mehrwert bieten. Sei es, weil die Nutzerschaft wie im Falle von givit! oder olio verschwindend klein ist, oder aber eine offensichtlich engagierte Community auf eine technisch wacklige App zurückgreifen muss, wie es bei foodsharing zu beobachten ist (deren Kartenfunktion für Webbrowser deutlich mehr überzeugt).

Auch FOSH kann nicht alles für alle sein, sondern zieht für sein Angebot aktuell eine räumliche Grenze rund um Düsseldorf und Umgebung. Hat man in der App erst einmal den eigenen Standort auf eine Adresse in der Karnevalsmetropole oder in der Nachbarstadt Neuss gesetzt, findet man rund zwei Dutzend Lebensmittel und Haushaltsartikel im Umkreis weniger Kilometer. Ein offensichtlich noch ausbaufähiges Angebot, für das man sich zunächst registrieren muss. Wahlweise geschieht dies per bestehendem Apple- oder Google-Account, oder - unsere Empfehlung - zugunsten der Datensparsamkeit über die eigene E-Mail-Adresse. Diese muss anschließend über den Link in einer Bestätigungsmail verifiziert werden.

Die umfangreichen Datenschutzbestimmungen des Anbieters, die zum Testzeitpunkt Anfang Oktober 2024 anteilig nur englischsprachig verfügbar waren, überraschten uns mit ihrem Datenhunger. Neben der quasi obligatorischen Auswertung von System- und Nutzerdaten zur technischen und inhaltlichen Verbesserung der App nutzt der Düsseldorfer Anbieter das Tracking Tool Google Firebase Analytics zur optimierten Anzeige werblicher Inhalte und behält sich das Recht vor, Kontaktdaten auch zur Zusendung von Werbung per E-Mail oder Post zu verwenden. Zur Analyse von Nutzerdaten greift FOSH auch auf andere Dienste von Drittanbietern zurück, was angesichts der zur umfassenden App-Nutzung erwünschten Datenfreigaben (Kamera, Standort und Pushnachrichten) keine allzu große Datensicherheit verspricht.

Regional suchen, finden und "retten"

Es ist die regionale Spezifizität und der ökologische Ansatz, mit dem sich FOSH vom Mitbewerber Kleinanzeigen (ehemals: eBay Kleinanzeigen) absetzen will. Und dem anderen naheliegenden Konkurrenten, wenn es um Schenken und Verschenken vor Ort geht, dem Anbieter nebenan.de. Deren Angebot fügt die junge App eine spielerische Funktion hinzu. Diese macht sich im Optimalfall mit Gutscheinen bei regionalen Lebensmittelhändlern und Bäckereien bezahlt.

Für ein in FOSH inseriertes Angebot erhält man zwei Punkte aufs App-Konto, für einen abgeholten Artikel einen Punkt. Bereits ab drei Punkten gibt es einen Coupon für den nächsten Einkauf vor Ort. Neben der Kernfunktion, dem Verschenken und Verkauf von Lebensmitteln unter Privatpersonen, können auch nicht essbare Artikel offeriert werden. Entsprechende Angebote finden sich im Reiter "Kein Lebensmittel" und fielen zum Testzeitpunkt überwiegend in die Kategorien Haushaltsbedarf und Pflegeprodukte. Um das Finden eines gesuchten Lebensmittels oder sonstigen Artikels zu vereinfachen, bietet FOSH verschiedene Suchfilter und ein Textfeld zur Eingabe der individuellen Suchanfrage an. Angesichts der bislang eher begrenzten Angebotsmenge in FOSH bieten diese aber nur einen geringen Mehrwert an Bedienkomfort. Hat man ein Angebot gefunden, an dem man Interesse hat, kann über den Button "Nachricht senden" Kontakt zur anbietenden Personen aufgenommen werden. Fragwürdige Inserate können mittels "Angebot melden" beim Anbieter zu Prüfungszwecken gemeldet werden.

Verschiedene Funktionen der App FOSH
Aufgeräumt und intuitiv bedienbar: FOSH punktet mit einer guten Handhabung, ist technisch und inhaltlich aber noch verbesserungswürdig. (Quelle: Screenshots)

Das kenne ich doch!

Dass die Anzahl der Angebote in FOSH kurze Zeit nach der Gründung des Startups nicht mit einem teils vergleichbaren, seit 15 Jahren etablierten Angebot wie Kleinanzeigen konkurrieren kann, ist zu erwarten. Abgesehen von der regional begrenzten Auswahl und einem stärkeren Fokus auf Lebensmittel gibt es aber viele Parallelen zwischen den Apps. FOSHs Suchfunktion fußt auf einer Umkreissuche, die in der Nähe befindliche Artikel ganz oben in den Ergebnislisten aufführt. Auch die Entfernungsangabe und Filterfunktion nach "Zu Verschenken", "Verkauf" und "Gesuche" dürfte den meisten Verbraucher:innen vertraut vorkommen. Des weiteren sollte man auch hier immer kritisch beurteilen, welche Angebote rettenswert sind und wovon man besser die Finger lässt. Sei es, weil der Preis unangemessen ist, ein Lebensmittelprodukt bereits geöffnet wurde oder das Mindesthaltbarkeitsdatum signifikant überschritten ist.

Hinsichtlich der Angebotsgestaltung in FOSH würden wir uns für zukünftige Versionen noch etwas mehr Feinschliff bei Transparenz und Präsentation wünschen. Beispielsweise sind die in den Inseraten angezeigten Bilder so niedrigauflösend, dass wir oft nicht beurteilen konnten, um welche Produktmenge es sich handelt oder wie es um den Zustand bestellt ist. Angebotsbeschreibungen sind oft wenig aussagekräftig, teils nicht einmal vorhanden. Und Informationen zur Absenderin oder Absenders eines Inserats zeigt FOSH nicht direkt im Angebot an, sondern erst nach dem Fingertipp auf "Nachricht senden". Diese Profile enthalten ein hochauflösendes Foto (sofern von der Nutzerin oder dem Nutzer hochgeladen) sowie stichpunktartige Informationen über bisherige Aktivitäten innerhalb der App. Außerdem können Nutzer:innen mit Sternchen bewertet werden.

Fazit

Wir haben FOSH im Herbst 2024 getestet und können die kostenlose App zu diesem Zeitpunkt nur bedingt empfehlen. Zwar fiel uns im Rahmen der Nutzung kein kommerzielles Interesse des Anbieters auf, entsprechende Hinweise in den Datenschutzbestimmungen verweisen allerdings auf die Möglichkeit, dass Nutzerdaten zu Werbezwecken bei Drittanbietern landen. Auch der Angebotsumfang im Einzugsgebiet der App im Raum Düsseldorf und Neuss ist noch überschaubar. Dies werten wir allerdings nicht negativ, sondern würden uns sogar wünschen, dass die FOSH-Community zeitnah wächst und somit einen maßgeblichen Beitrag zum nachhaltigen Konsum leisten kann. Das Nachbessern der kritikwürdigen Datenschutzbestimmungen und die baldige Behebung manch technischer Kinderkrankheit sind dafür aber unverzichtbar.

Handhabung4 Sterne
Spaß1 Stern
Mehrwert3 Sterne
Motivation2 Sterne
Datensparsamkeit2 Sterne
Gesamtwertung2 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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