Name: Nachhaltiger Shaun
Anbieter: Aardman Animations Ltd. (www.shaunthesheep.com)
Kategorie: Nachhaltiger Alltag
Zielgruppe: Kinder ab 4 Jahren
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store
Seit rund 30 Jahren sorgt Shaun das Schaf für kindgerechte TV- und Kinounterhaltung. 1995 begann die Karriere des umtriebigen Nutztiers auf dem Hof des Bauern Wallace und seines Hundes Gromit, die dem britischen Animationsstudio Aardman Animations mit preisgekrönten Kurzfilmen einst zu Weltruhm verhalfen. Aber auch Shaun ist längst ein international bekannter Star und nicht nur mehr im Fernsehen und Kino anzutreffen. Unter anderem buhlen mehrere Shaun-Apps mit Lernspielen um die Gunst von Kindern und deren Erziehungsberechtigten. Nachhaltiger Shaun hat sich dabei ganz den Themen Recycling und klimafreundliche Nutzung natürlicher Ressourcen verschrieben. Gemeinsam mit Hütehund Bitzer gilt es, Futter, Behausungen, Energie und andere wichtige Ressourcen für streunende Tiere aus der städtischen Nachbarschaft herzustellen. Dafür greifen unsere tierischen Helden auf Abfälle von der nahegelegenen Müllkippe zurück. Ein unterhaltsamer Spaß für Zwischendurch, solange man - dem Titel der App zum Trotz - nicht zu viel vom pädagogischen Mehrwert in Sachen Nachhaltigkeit erwartet.
Ein großer Bildschirm ist Pflicht
Ein wichtiger, weil zum Gebrauch der App entscheidender Hinweis vorweg: Nachhaltiger Shaun wurde primär für die Verwendung mit Android- und iOS-Tablets entwickelt. Die auf handelsüblichen Smartphones mit Displaygrößen bis 6,5 Zoll kaum lesbaren Texte, kleinen Buttons und anderen Spielelemente erschweren eine reibungslose Nutzung der App. Zumindest, sofern man das Smartphone zum Spielen lieber im Schoß oder auf dem Tisch platzieren und nicht eine Handbreit vor die eigenen Augen halten möchte. Diesbezüglich merkt man Nachhaltiger Shaun sein gut zehnjähriges Alter an, denn auch die Präsentation des Spiels nutzt die technischen Möglichkeiten hochauflösender Smartphone- und Tablet-Displays nicht aus.
Hinsichtlich der Datensicherheit entpuppte sich Nachhaltiger Shaun im Test als zweischneidiges Schwert. Der Einsatz der kostenlosen und durch gemeinnützige Organisationen geförderten App erfordert keine Preisgabe persönlicher Daten, beispielsweise durch eine Registrierung, Kamera- oder Standortfreigabe. Kostenpflichtige Abos und Zusatzfunktionen gibt es ebenfalls nicht. Dies konnten wir uns allerdings nur durch die Nutzung der App zu Testzwecken erschließen, denn dedizierte Datenschutzbestimmungen für Nachhaltiger Shaun fanden wir weder in der Anwendung selbst noch auf der dazugehörigen Webseite. Diese lassen sich nur anteilig auf die App anwenden und sind ausschließlich auf Englisch verfügbar.
Schlecht gelaunte Streuner allerorten
Entscheidet man sich für die Option "Free Play", gilt es, ein urbanes Gelände möglichst lebenswert für streunende Tiere wie Hunde, Katzen, Igel, Füchse und Tauben zu gestalten. Beim erstmaligen Start muss man sich zunächst für eine europäische Metropole entscheiden, die das Spielgeschehen grafisch einrahmt. Aber egal, ob Rom, Amsterdam, Tallinn, Wien oder Berlin: Am Spielprinzip von Nachhaltiger Shaun ändert das Lokalkolorit nichts.
Jede Tierart hat unterschiedliche Bedürfnisse, die mal mehr, mal weniger ernst gemeint sind und vom Spieler oder der Spielerin gestillt werden müssen. Geschieht dies nicht, verschlechtert sich die Laune der auf dem Bildschirm herumirrenden Tiere zusehends. So informieren uns Texttafeln zu Beginn jeder Runde im "Free Play"-Modus darüber, dass beispielsweise Katzen Materialien brauchen, um sich einen Schlafplatz zu bereiten. Igel hingegen benötigen vor allem Futter. Und auch der Leidenschaft von Hunden, Fahrrädern und anderen Gefährten bellend hinterher zu jagen, muss Rechnung getragen werden.
Zentraler Spielinhalt ist es, verschiedene Abfallarten wie alte Schrauben, Pappkartons und Plastikflaschen wiederzuverwerten, indem man aus diesen Beete, Behausungen und andere Dinge für die streunenden Tiere baut. Dies geschieht in der virtuellen Werkstatt von Schaf Shaun und Hütehund Bitzer. Falls Materialen fehlen, findet man diese auf der Müllhalde. Wer einmal im Leben Tic Tac Toe, Schiffe versenken oder Candy Crush Saga gespielt hat, versteht die Regeln zum Erspielen neuer Müllressourcen unmittelbar. Nach Beendigung einer vorgegebenen Anzahl von Spielzügen können die Abfälle zugunsten der Zufriedenheit der Tiere verbaut werden, was sich auch in grafischer Form auf einer Skala am unteren Ende des Displays bemerkbar macht.
Unterwegs in tierischer Mission
Auch beim Fingertipp auf den Button "Missionen" steht das digitale Tierwohl mehr im Mittelpunkt als nachhaltiges Leben und Klimaschutz - zumindest auf den ersten Blick! Denn zu Beginn jeder der fünf wählbaren Missionen mit Titeln wie "Pestizid-Panik!", "Energiekrise!" oder "Total übergeschnappt!" geht es darum, dass ein Problem zugunsten des seelischen wie körperlichen Wohls eines Tieres behoben werden muss. Beispielsweise wurde dem auf dem Acker lebenden Igel seine wichtigste Nahrungsquelle entzogen, weil der örtliche Bauer mit Pestiziden alle Schädlinge in der Umgebung getötet hat. Die Tauben haben Sorge, dass sie aufgrund der akuten Energieknappheit nicht genug Elektrizität haben, um ihre liebste Serie im Fernsehen zu gucken. Und die Füchse in der Umgebung benötigen Folientunnel, um Obst und Gemüse anzubauen, mit dem sie die anderen Streuner der Umgebung im Winter versorgen können.
Die missionsbasierten Spiele folgen dem selben Spielprinzip wie die "Free Play"-Level mit dem Unterschied, dass man nicht mit einem leeren Spielfeld und einer Handvoll mürrischer Streuner beginnt, sondern mit einer bereits nachhaltig bewirtschafteten Spielfläche mit Windrädern, Kompostieranlagen, Gemüsebeeten, Insektenhotels und aus Müll gebauten Skulpturen und Spielgeräten. Diese kann man wahlweise recyclen oder erneuern, was den jungen Spieler oder die Spielerin wiederum in die Werkstatt und auf die Müllhalde führt, um aus den dort findbaren Rohstoffen neue Dinge zu produzieren. Um die jeweilige Mission nicht aus den Augen zu verlieren, gibt es eine Fortschrittsanzeige mit den nächsten Zielen unterhalb der Spielkarte. Der am Rande des Spielgeschehens geparkte "Bio-Bus" scheint keine Funktion zu besitzen.
Fazit
Hat man sich mit der hakeligen Handhabung und der technisch überholten Präsentation angefreundet, macht Nachhaltiger Shaun dank seiner niedlichen Animationen und zunehmend herausfordernder Komplexität des Spielablaufs durchaus Spaß. Erwachsene dürften schnell durchschaut haben, dass die App die immer gleiche Spielmechanik, eingerahmt durch verschiedene Geschichten mit wechselnden Protagonisten, in allen Missionen recyclet. Die Zielgruppe im Kindergarten- und Grundschulalter dürfte dies aber nicht stören. Insbesondere dann, wenn man Fan von Shaun, Bitzer, dem pummeligen Schaf Shirley und anderen Figuren aus der beliebten Fernsehreihe ist. Aus Verbraucherschutzsicht kritisieren wir den halbherzigen Umgang mit dem Thema Datenschutz. Und etwas profundere grüne Botschaften als "Baut mehr Windräder!" oder "Baut mehr Gemüsebeete!" ohne nennenswerten Kontext wäre angesichts eines App-Titels wie Nachhaltiger Shaun nicht nur wünschenswert, sondern selbstverständlich.
Handhabung | |
Spaß | |
Mehrwert | |
Motivation | |
Datensparsamkeit | |
Gesamtwertung |
Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)