Himbeerketon - gefährlicher Schlankmacher aus dem Internet?

Stand:
Himbeerketon (Rheosmin, Raspberry Ketone) verspricht eine schnelle Gewichtsreduktion durch Steigerung der Fettverbrennung. Es ist aber gesundheitlich bedenklich und die Wirksamkeit ist nicht bewiesen.
Rote Abnehmtabletten liegen auf einem Tisch, umschlossen von einem Maßband

Das Wichtigste in Kürze:
Achtung, kann der Gesundheit schaden!

  • Fragwürdiges Gesundheitsversprechen ist nicht bewiesen, ein Nutzen nicht erkennbar.
  • Unangenehme bis gefährliche Nebenwirkungen sind nicht auszuschließen.
  • Produkte aus dem Onlinehandel sind zum Teil als nicht zugelassene neuartige Lebensmittel eingestuft und somit verboten.
  • Die Verbraucherzentralen raten vom Verzehr dieser Produkte ab.
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Was steckt hinter der Werbung zu Himbeerketon?

Nahrungsergänzungsmittel, die Himbeerketon enthalten, gelangten durch geschickte Online-Werbung zu Popularität. Im Internet werden solche Produkte vorwiegend als "natürlicher Fatburner" angeboten. Diese Werbeaussage wurde auf europäischer Ebene aufgrund mangelnder wissenschaftlicher Belege abgelehnt und darf unter der Bezeichnung "Fatburner" nicht in den Verkehr gebracht werden. Das entschied der Bundesgerichtshof BGH am 13. Januar 2022 erneut und wies damit die Nichtzulassungsbeschwerde eines Anbieters zurück.

Nach Studien an Mäusen und Ratten soll Himbeerketon die Fettverbrennung erhöhen, die Fettspeicherung senken und einer Gewichtszunahme durch eine kalorienreiche Kost entgegenwirken. Dies soll durch die angebliche aktivierende Wirkung von Himbeerketon auf Fettzellen ausgelöst werden. Es hat sich gezeigt, dass Fettzellen endokrin aktiv sind und u.a. sogenannte Fettgewebshormone (Adipokine) absondern (sekretieren). Diese beeinflussen den Energiestoffwechsel und verbessern die Insulinwirkung aktiv.

Himbeerketon soll die Bildung von Adiponektin steigern und somit zu einer Gewichtsabnahme führen. Allerdings konnten keine zuverlässigen wissenschaftlichen Nachweise erbracht werden, die belegen, dass Himbeerketon die Adiponektin-Bildung anregt, um einen Gewichtsverlust beim Menschen zu bewirken und erklären zu können.

Himbeerketon ist den Stoffen Synephrin und Capsaicin in ihrer chemischen Struktur sehr ähnlich. Capsaicin ist ein in verschiedenen Paprika-Sorten vorkommendes Alkaloid und übt auf den Organismus eine durchblutungsfördernde und reizende Wirkung aus. Synephrin kommt natürlicherweise in Zitrusfrüchten vor und wirkt auf das Herz-Kreislauf-System. Die beiden Stoffe sind u.a. dafür bekannt, den Stoffwechsel zu beschleunigen. Produkte mit diesen Inhaltsstoffen können aber auch zu unerwünschten bis gefährlichen Nebenwirkungen führen. Beispielsweise wird Synephrin häufig zusammen mit Koffein als Schlankheitsmittel beworben. Diese Kombination kann den Blutdruck und die Herzfrequenz (Herzrasen) erhöhen.

Auf was sollte ich bei der Verwendung von Himbeerketon-Produkten achten?

Eine gesundheitliche Einschätzung von Himbeerketon (auch Rheosmin genannt) als Zutat in Nahrungsergänzungsmitteln ist derzeit nicht möglich. Insgesamt finden sich im Internethandel immer wieder eine Vielzahl von Produkten, die im Grenzbereich zwischen Nahrungsergänzungs- und Arzneimitteln liegen. Auch das Online-Angebot von Himbeerketon-Produkten ist sehr groß. Die den Mitteln zugesetzte Tagesdosierung (zwischen 300 und 1.500 mg Himbeerketon pro Tag) ist wahrscheinlich zu gering, um einen Effekt zu erzielen, und eine höhere Dosis wäre gesundheitlich nicht unbedenklich.

Im europäischen Schnellwarnsystem für Lebens- und Futtermittel (RASFF) wurden in der Vergangenheit Nahrungsergänzungsmittel mit Himbeerketon erfasst, die als neuartige Lebensmittel einzustufen waren. Neuartige Lebensmittel, worunter auch Nahrungsergänzungsmittel fallen, benötigen vor dem Inverkehrbringen eine Zulassung und diese setzt Sicherheitsprüfungen voraus. Aufgrund der fehlenden Zulassung mussten entsprechende Supplemente vom Markt genommen werden. Diese Produkte kamen aus den Vereinigten Staaten oder dem Vereinigten Königreich über Polen nach Deutschland. Viele Nahrungsergänzungsmittel aus dem Onlinehandel haben Hersteller mit Sitz in den USA, Niederlanden oder auch Belgien. Bei Produkten aus dem Onlinehandel oder aus Staaten außerhalb der EU (incl. Großbritannien) ist daher Vorsicht geboten. Die Verbraucherzentralen raten von einem Verzehr ab.

Was ist Himbeerketon?

Wie der Name besagt, ist dieser Stoff u. a. in Himbeeren enthalten und für das typische Aroma der Früchte verantwortlich. Natürlicherweise kommt er jedoch nur in geringen Mengen vor, sodass er für die Verwendung in Sportlerprodukten und anderen Nahrungsergänzungsmitteln technologisch hergestellt werden muss. Himbeer-Ketonextrakte (im Verhältnis 1:4 Ethanol: Wasser) mit der chemischen Bezeichnung 4-(4-Hydroxyphenyl)-butan-2-on sind lediglich für die Aromatisierung von Lebensmitteln, beispielsweise Süßwaren, zugelassen.

Die englische Food Standard Agency (FSA) stellte 2014 fest, dass es Produkte auf dem Markt gab, bei denen das Himbeerketon-Extrakt nicht dem Standard entsprach und stufte sie als neuartige Lebensmittel ein. Aufgrund fehlender Sicherheitsprüfungen ist der Verkauf dieser Nahrungsergänzungsmittel nicht zugelassen. Ein mögliches Gesundheitsrisiko durch den Verzehr der ketonhaltigen Nahrungsergänzungsmittel ist nicht ausreichend sicher auszuschließen, hingegen existieren zu wässrigen Extrakten aus Himbeeren keine Bedenken.

Welche Inhaltsstoffe sind in Himbeerketon-Produkten enthalten?

Es gibt viele Produkte, die ausschließlich Himbeerketon enthalten, und solche, die mit zusätzlichen Inhaltsstoffen (z. B. Garcinia cambogia, Açai-Pulver, Grüner Tee, Grüne Kaffeebohnen, afrikanische Mango) angereichert sind.

Wie das Himbeerketon gewonnen wurden und um welche Extrakt-Zubereitung es sich beim jeweiligen Produkt handelt, wird in der Regel auf dem Produkt nicht angegeben.

  • Mit "natürlichen" Schlankheitsmitteln kann gut geworben werden. Doch weder ist sicher, dass die jeweiligen Himbeerketon-Zubereitung zugelassen ist, noch ist eine appetitzügelnde oder fettverbrennende Wirkung beim Menschen nachgewiesen.
  • Stattdessen können möglicherweise gesundheitlich unerwünschte Wirkungen auftreten.

Quellen:


Verbraucherzentrale Hessen (2023): Endgültiges Aus für „Fatburner“. Pressemitteilung, Stand: 13.01.2023 (abgerufen am 11.03.2024)

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Labor Diagnostik Karlsruhe (2019): Adipositas, metabolisches Syndrom, Insulinresistenz und Diabetes; (abgerufen am 11.03.2024)

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